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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 934 mal aufgerufen
 Reiseberichte
Beate ( gelöscht )
Beiträge:

20.02.2008 03:45
Barcelona Zitat · Antworten

Am 11. Februar 2008 erfüllte sich endlich ein lange gehegter Wunsch von mir: Mein Sohn (31), meine Tochter (28 und stolze frischgebackene Diplom-Ingenieurin) und ich flogen gemeinsam für eine Woche nach Barcelona. Da von Hannover keine Direktflüge nach Barcelona gehen, war ein Umsteigen auf Mallorca nötig. Alles klappte prima, und mein Sohn, der 12 Jahre nicht in Spanien war, saß selig während des ganzen Fluges am Fenster und war noch aufgeregter als ich.

Gebucht hatten wir ein Dreibettzimmer in einem Hostal direkt in der Altstadt Barcelonas. Hostals sind sehr schlichte Unterkünfte, aber wir wollten das Zimmer ohnehin nur zum Schlafen nutzen und die Urlauberbewertungen, die ich im Internet fand, klangen durchweg gut. Dazu waren die Erfahrungen, die ich mit derlei Unterkünften in Spanien bisher gesammelt hatte, ebenfalls sehr gut.

Der erste Schock traf uns, als wir vor dem Hostal ankamen. Eine Tür war auf den ersten Blick nicht zu erkennen, wir schauten um die Ecke, ob sich dort vielleicht der Eingang befände. Nichts. Bei näheren Hinsehen bemerkten wir dann in dem über und über mit Graffiti beschmierten Tor, vor dem wir angekommen waren, eine kleine Tür, die nicht zu öffnen war. Ein Klingelknopf zeigte "Hostal". Also klingeln. Ein schreckliches, nicht zu beschreibendes Geräusch erklang und der Türsummer summte.

In dem düsteren und recht ungepflegten Raum, den wir dann betraten, gab es eine Treppe, die uns in den ersten Stock führte, wo wir dann tatsächlich eine Tür fanden, die uns in "unser" Hostal führte. Kaum begrüßt, wurden wir aufgefordert, den Restbetrag zu zahlen, der nach der Anzahlung bei der Internet-Buchung noch ausstand. Verwirrt, wie ich war, tat ich das auch, ohne unser Zimmer gesehen zu haben.

Dann wurden wir in unser Zimmer geführt. Der zweite Schock des Tages. Statt wie gebucht zwei Einzelbetten und ein Doppelbett befanden sich dort ein Einzel- und ein etwa 1,40 m breites Doppelbett. Hmm. Dann die recht widerwillig gestellte Frage des Herrn, der uns geführt hatte, ob wir Handtücher haben wollten. Natürlich wollten wir und hatten eigentlich erwartet, sie bereits im Bad vorzufinden. Nach einiger Zeit tauchte er mit drei Duschtüchern und zwei Handtüchern auf und verschwand sofort wieder.

Der etwa 80 cm breite Schrank enthielt drei entsprechend kurze Fächer, Möglichkeiten zum Aufhängen von Jacken u. ä. gab es nicht. Auch im Bad fehlten Haken oder Stangen, auch Ablagen für Kulturtaschen bzw. Hygienartikel suchten wir vergeblich. Hmm.

Die Bettenverteilung wurde vorgenommen, mein Sohn erhielt das Einzelbett, meine Tochter und ich wollten uns das "Doppelbett" teilen. Natürlich musste das Einzelbett sofort getestet werden und bereits beim Drauflegen brach es in der Mitte mit einem unangenehmen Geräusch zusammen. Hmm. Wir stellten fest, dass im immerhin vorhandenen Lattenrost genau in der Mitte drei Latten fehlten. Das konnten wir dann gut ausgleichen, indem wir die Latten von Kopf- und Fußende entfernten und dort einfügten.

Auch für unsere Jacken fanden wir schnell eine Aufhängemöglichkeit an einer Wandverkleidung, die oben eine Leiste hatte, hinter die man wunderbar die sechs vorhandenen Drahtbügel klemmen konnte.

Die Beleuchtung bestand aus vier winzigen Spots in der sehr hohen Decke, von denen drei wirklich funktionierten. Um gemütlicheres Licht zu haben, führte uns unser erster Gang in einen winzigen Kramladen in der Nähe, wo wir für je 3,50 Euro zwei sehr hässliche kleine Nachttischlampen erstanden, die dem Zimmer dann ein richtig gemütliches Flair gaben.

Da unser Zimmer keine Nummer hatte, fragten wir bei unserer Rückkehr nach dem Schlüssel für das unnumerierte Zimmer und erfuhren bei der Gelegenheit, dass wir stolze Bewohner der Suite des Hauses waren. Ein Brüller! Und diese wunderbare Suite wurde während des siebentägigen Aufenthalts nicht gesäubert, auch das Bad nicht. Unsere Betten machten wir selbst und einige Male brachte ich den überquellenden Abfalleimer zur Rezeption mit der Bitte um Leerung, was einigen Missmut beim Personal hervorrief.

Glücklicherweise hatte ich im Internet gelesen, dass das Viertel, in dem das Hotel liegt, sehr laut ist, und wir hatten in weiser Voraussicht Ohropax mitgenommen, das wir nach der ersten sehr unruhigen Nacht dann regelmäßig nutzten.

Einen Balkon hatten wir auch. Er war wirklich sehr niedlich, und meine Tochter und ich saßen einige Abende noch zu einem Gläschen Wein dort und schauten uns das regen Treiben in der etwa 4 m breiten Gasse an, das sich mit fortschreitender Stunde ständig vermehrte. Mein Sohn passte leider nicht mehr drauf, der dritte Stuhl, den ich nach meiner Anfrage ins Zimmer geschleppt hatte, passte aber gut von innen in die Balkontür.

Nach der ersten Nacht waren wir alle wie gerädert und leicht bis mittelschwer genervt, zumal wir auch vergeblich auf das mit gebuchte Frühstück gehofft hatten.

Also nichts wie in die Klamotten und raus.

Kaum vor der Tür, ging es uns wesentlich besser. Wir genossen das Flair der spanischen Altstadt, den strahlenden Sonnenschein und fanden bald ein nettes Lokal, in dem man wirklich gut frühstücken konnte. Es wurde natürlich unser Frühstücks-Stammlokal.

Frisch gestärkt und inzwischen sehr amüsiert über das, was wir bisher erlebt hatten, ließen wir uns durch die Altstadt treiben und nutzten den Tag, um uns zu akklimatisieren, die Kathedrale und einige sehr schöne Gebäude in der Nähe anzuschauen und die Umgebung zu erkunden. Ein gemütliches Abendessen in einem netten Lokal rundete den Tag ab. Es zog sich ziemlich in die Länge, weil keiner von uns wirklich Sehnsucht nach unserem Hotel hatte. Aber zu unserer Verwunderung begannen wir tatsächlich schon, uns dort wohl zu fühlen, und fielen nach dem Abschlussgläschen auf dem Balkon samt Ohropax erschöpft in unsere Betten.

Die folgenden Tage waren ausgefüllt mit vielerlei Aktivitäten und Besichtigungen. Die von dem berühmten Architekten Gaudí entworfenen Objekte sind wirklich sehenswert und haben uns stark beeindruckt. Einige Museen wurden besichtigt, die von mir so sehr gewünschte Seilbahnfahrt über eine Strecke von 1 300 m in 100 m Höhe über dem Meer musste leider ausfallen, weil die Bahn wegen des oft starken Windes nur an einem Tag fuhr - und da sahen wir sie vom Meer aus, weil wir eine Küsten- und Hafenfahrt auf einem Ausflugsschiff machten, die uns viel Spaß beschwerte, da das Meer recht unruhig war.

Mein persönlich schönstes Erlebnis hatte ich am Tag vor unserer Abreise. Die Katalanen haben einen Nationaltanz, die "Sardanas", der unter der Franco-Diktatur verboten war. Sonntags um 12 Uhr versammeln sich viele Einwohner Barcelonas auf dem Kathedralenvorplatz und tanzen dort gemeinsam. Getanzt wird im Kreis, alle fassen sich bei den Händen und jeder, der mitmachen möchte, reiht sich einfach ein. So bilden sich etliche Kreise in verschiedener Größe. Der Tanz hat relativ schwierige Schrittfolgen, die sich immer wiederholen. Nach etwa einer halben Stunde des Zuschauens hielt mich, die ich eigentlich recht gehemmt bin bei solchen Dingen, nichts mehr. Ich reihte mich ein, und obwohl ich wohl eher hoppelte als tanzte, war es ein wunderbares Erlebnis, in diese Gemeinschaft aufgenommen worden zu sein. Die aufsteigenden Tränen konnte ich nur mit viel Mühe zurückhalten.

Danach ließen wir den Tag ruhig weitergehen mit einem Bummel auf der ewig langen Strandpromenade, einem Besuch des sehr schönen maritimen Museums und beschlossen ihn wehmütig mit einem besonders schönen Abendessen.

Glücklicherweise hatten wir morgens noch genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, und die Rückreise verlief so problemlos, dass wir sogar eine halbe Stunde früher als erwartet auf unserem Heimatflughafen eintrafen, wo mein Mann uns bereits erwartete.

Das Schönste an dieser Reise war für mich, dass meine Kinder, die schon sehr lange nicht mehr bei uns leben, mir diese eine Woche ihrer Zeit geschenkt haben und wir die Tage in einer wunderbaren Harmonie verbrachten.

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

20.02.2008 12:10
#2 RE: Barcelona Zitat · Antworten

Ein sehr schöner Bericht, liebe Beate.
Ja Barcelona ist eine schöne Stadt.
Wie schön, daß ihr trotz aller Unannehmlichkeiten die Tage genießen konntet.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

Beate ( gelöscht )
Beiträge:

20.02.2008 13:08
#3 RE: Barcelona Zitat · Antworten

Freut mich, dass der Bericht Dir gefallen hat. Ach, die Problemchen habe ich nur so ausführlich geschildert, weil sie uns letztendlich nach dem ersten Schock sehr belustigt und eigentlich die ganzen Tage zu unserer Erheiterung beigetragen haben.

Ich war 1959 das erste Mal in Spanien, habe also nächstes Jahr 50-jähriges Jubiläum. Damals gab es kaum Quartiere, weil keine Touristen. Wir übernachteten auf der 4-tägigen Fahrt (eine Strecke) mit VW-Käfer meistens im Zelt. Wie Spanien damals aussah, kann sich heute kaum noch jemand vorstellen, und mich kann eigentlich nicht viel schrecken in dieser Hinsicht, zumal wir auch häufig in einem kleinen spanischen Dorf im Inland Zeit verbrachten. Ich habe in den Folgejahren und eigentlich bis heute häufiger in einfachen Hostals übernachtet, aber dieses übertraf alles, denn auch die Hostals sind ja oft so schön wie ein 3-Sterne-Hotel.

In Barcelona direkt war ich vor fast 42 Jahren das letzte Mal, mein Vater hatte in dem Jahr einen Freund, den er fast 30 Jahre nicht gesehen hatte, wiedergefunden. Ein Gänsehauterlebnis, als die Beiden sich in die Arme fielen. Meine Eltern waren dann oft dort, aber mich zog es immer eher in die Nähe von Valencia, wo wir meistens unseren großen Jahresurlaub verbringen. Nicht per Flugzeug, sondern per Auto. Alle paar Jahre machen wir auch Rundreisen, bei denen wir einfach die grobe Richtung festlegen und bleiben, wo es uns gefällt. Auf diese Weise kenne ich inzwischen fast ganz Spanien, die ganze Küste ringsum und auch einen großen Teil des Inlands. Valencia ist mein absoluter Favorit unter den spanischen Städten, da reicht auch Barcelona nicht ran. So schön Barcelona in vielen Ecken ist, ist es aber auf der anderen Seite auch ein riesiger Moloch.

Valencia ruft jetzt schon ganz laut, denn mein Mann und ich werden vom 14. bis 24. März dort sein. Die Fallas fallen dieses Jahr genau in die Osterwoche. Ich freue mich riesig darauf.

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

20.02.2008 19:57
#4 RE: Barcelona Zitat · Antworten

Zitat von Beate
Freut mich, dass der Bericht Dir gefallen hat. Ach, die Problemchen habe ich nur so ausführlich geschildert, weil sie uns letztendlich nach dem ersten Schock sehr belustigt und eigentlich die ganzen Tage zu unserer Erheiterung beigetragen haben.

Valencia ruft jetzt schon ganz laut, denn mein Mann und ich werden vom 14. bis 24. März dort sein. Die Fallas fallen dieses Jahr genau in die Osterwoche. Ich freue mich riesig darauf.


Über Unannehmlichkeiten lachend hinweggehen ist die beste Methode sich den Urlaub nicht vermiesen zu lassen.
Wir machen das auch immer so.

Und für deinen nächsten Spanienurlaub wünsche ich dir viel Spaß.
Und grüß mir Spanien.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

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