Was mir allerdings wirklich langsam auf die Nerven geht - ich kann in diesem Land keinen Schritt mehr tun oder fahren ohne aufgeichnet zu werden. Als Jugendliche hätten wir uns gegen so eine Kontrolle unserer Eltern gewehrt. Jetzt sitzt da jemand im Rollstuhl und breitet sein Trauma über uns alle aus. Man kann es anders bewältigen. Ich würde mich tausend mal lieber wieder mißbrauchen lassen, als auf diesem Wege total überwachen zu lassen. Und, ich weiß, wovon ich spreche. Das eine ist ein Ereignis, das man aufarbeiten kann, das andere ist ein permanentes Erleben, aus dem es kein Erwachen mehr gibt.
Irgendwann landen wir alle in einem Alptraum der völligen Überwachung. Es vergeht ja kaum noch ein Tag, an dem ich nicht durch eine permanente Aufzeichnung fahre. Die Aufzeichnungen werden übrigens gespeichert. Das passiert jeden Tag mindestens zwei mal - von denen ich definitiv weiß. Und die werden hinterher definitiv nicht gelöscht, weil, es sollte eigentlich nur eine Verkehrsüberwachung sein. Das ganze ist in unserer Region übrigens in einer Mautbrücke eingebaut (also läuft da doch mehr als Mautkassieren).
Ich erinnere mich an ein Buch, dass in der ersten Hälfte der 80er auf den Markt kam. Ja, es ging um die totale Überwachung. Nur, wenn man jetzt anfängt, die Verbrechen, die schon immer geschehen sind für so eine Überwachung auszunutzen, dann wird mir speiübel. Ich hab mein Trauma in den Studentengruppen überwunden, die sich gegen diese allgegenwärtige Staatsmacht aufgelehnt haben. Es geht nicht anders - man muß in die Gruppe zurückkehren, und die Gruppe muß aufnehmen. Ich hatte das Glück, dass es so eine Studentengruppe war - es könnten auch Überwachungsfanatiker sein oder radikale Rechte. Oder, oder, oder... die Möglichkeiten sind eben so zahlreich, wie die Wahl der Möglichkeiten.