Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Bilder Upload
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 573 mal aufgerufen
 Reiseberichte
Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

26.02.2007 14:35
Seenacht im Orkan Zitat · Antworten
Am 21.11.99 titelte die "Bild": Orkan-Drama auf Traumschiff.
Ich war an Bord!
Wir waren auf dem Weg von Horta (Azoren) zu den Bermudas und hatten 3 Seetage vor uns.
Nach dem Abendessen zogen wir uns wegen des heftigen Seegangs in die Kabine zurück.
Der Seegang wurde immer stärker.Bald konnten wir uns kaum noch auf den Beinen halten, so
daß wir uns ins Bett begaben.
Schranktüren sprangen auf und der Inhalt verteilte sich auf dem Fußboden.
Mein Mann stand auf und räumte alles wieder hinein.Kaum war er fertig begann das Spiel von vorn.
Nach dem vierten mal erst hörte er auf mich und ließ die Räumerei sein.
Der Sturm wurde immer heftiger.Inzwischen hatten wir Mühe uns im Bett halten zu können.
Langsam verging die Zeit.
1,30 Uhr: Das Schiff kippte wie von einer eisernen Faust getroffen nach Steuerbord.
Ich hing mit der rechten Hand an der Bettkante und versuchte die auf mich zusausenden Möbel abzuwehren,
während es meinem Mann gelang sich mit den Füßen an der Wand abzustützen.
Langsam neigte sich das Schiff zurück bis es bei einer Neigung von 33° zur Ruhe kam.
Ein eigenartiges Gefühl überkam mich.
Es war totenstill. Kein Wind, kein Wasser war zu hören.
NICHTS!!!

Ein Gedanke schoß mir durch den Kopf: Wir sind allein hier, die Anderen sind alle weg!
Ich muß raus!!! Muß nachsehen!!!
Schnell etwas angezogen, über die Möbel geklettert und zur Tür.
Überall öffneten sich im selben Moment die Kabinentüren.
Wir waren alle nicht mehr allein, der Panikanflug ging vorüber.
Im Halbkreis setzten wir uns vor den Fahrstuhl,rauchten, tranken Wasser aus Flaschen und
frozzelten über unseren momentanen Kleidungsstil. Jeder trug gerade das was er unter die Finger
bekommen hatte.
Nach einer weile hörten wir wie irgendwo riesige Scherbenhaufen zusammengefegt wurden.
Um 2,00 Uhr kam dann die erste Durchsage des Kapitäns.Ich höre diesen Satz noch heute:
Ich habe das Schiff wieder in meiner Gewalt, wir ändern den Kurs
Nach einer weiteren halben Stunde wurde die See ruhiger und wir zogen uns zurück.
Da ich mir die Schulter verrenkt hatte, bestand mein Mann darauf daß ich zum Arzt ging, und
sei es nur aus versicherungstechnischen Gründen.
Dort war die Hölle los! Platzwunden, Knochenbrüche usw. 33 Verletzte unter den Passagieren.
Es mußte gegipst werden ohne zu röntgen (der Apparat war auch entzwei gegangen)
Manche sahen aus wie Aliens nur nicht grün, sondern blau.
Am schlimmsten betroffen war die Steuerbordseite, da alles in Richtung Panoramafenster sauste,
die Menschen zwischen die Möbel geschleudert wurden.
Alle Restaurants waren ruiniert. Das Größte wurde notdürftig wiederhergestellt,
so das alle Platz zum Essen fanden.
Mittags gab es für alle Erbsensuppe - Was für ein Genuß!!!!
Etwas lästig war die Schlagseite, die das Schiff noch einige Tage hatte.
Auf den Bermudas bekam dann das dortige Krankenhaus Arbeit.
Versicherungsleute kamen an Bord um alles aufzunehmen.
Trotzdem konnte die Mehrzahl der Passagiere die Insel genießen.
Mit Verspätung lief das Schiff nach New York aus.
Dort wurde das Schiff in einer riesigen Halle geankert.
An der Gangway standen Busse, die uns in die Stadt brachten.
Am Ausgang des Hafens sahen wir dann warum: Alle bekannten Fernsehsender waren am Tor vertreten, um ein Interviev
zu bekommen.
Nur Günter Pfitzmann konnten sie befragen, da dieser von seinem Sohn abgeholt wurde.
Hinterher erfuhren wir von einem Freund dessen Bekannter bei der Reederei arbeitet,
daß wir tatsächlich in Seenot waren und auch Wasser im Schiff hatten.
Dieser Freund fragte uns dann ob wir je wieder auf ein Schiff gehen würden.
Er war sehr erstaunf, daß für das kommende Jahr eine Segeltour gebucht war.

Liebe Grüße
Brockenhexe

leolingami ( gelöscht )
Beiträge:

06.03.2007 17:14
#2 RE: Seenacht im Orkan Zitat · Antworten

Du kannst echt gut schreiben und formulieren, liest sich alles sehr spannend. Bin sehr froh, daß ich das nicht persönlich miterleben musste. Aber recht hast Du mit Deiner Anmeldung zur nächsten Reise: Es kann ja nicht jedesmal so schlimm kommen. Wenn man immer nur mit dem Schlimmsten rechnet, dann ist die Lebensfreude weg und man kann sich eigentlich begraben lassen.

Es grüßt sehr herzlich LeoLingami und folgendem Spruch: "Beurteile nie einen Menschen nur mit den Augen sondern mit dem Gefühl, denn es ist wie mit den Früchten – die Schale wirft man weg und das Innerste genießt man!" (Autor unbekannt) Habe ein großes Faible für solche "Weisheiten"...

sonnenblume ( gelöscht )
Beiträge:

06.03.2007 17:21
#3 RE: Seenacht im Orkan Zitat · Antworten

Oje, ojee........wenn mir das passiert wäre! Ich glaub ich würde nie wieder ein Schiff betreten! Bin sowieso so ein Schisser!!!

Liebe Grüße
Chris

Betrachte immer die helle Seite der Dinge!....und wenn sie keine haben? Dann reibe die dunkle bis sie glänzt!

Calanques »»
 Sprung  
Aktuelle Unwetterwarnungen für Europa
Counter http://www.bilder-hochladen.net/
Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz