Den Weihnachtsbaum hat traditionell mein Vater geschmückt (solange wir klein waren und noch "daran glaubten", hat er das immer heimlich gemacht und Abends hatte eben "das Christkind den Baum gebracht"). Äpfel, gold- oder silbernlackierte Nüsse, Glaskugeln und -glocken und Süßigkeiten kamen dran. Das waren Zuckerle die in buntes Papier gewickelt waren und jedes! Jahr an den Baum kam. Wir durften keine davon essen, eben weil es die so selten gab und die auch im nächsten Jahr wieder an den Baum mußten! Na ja....nach ein paar Jahren war die sowieso so hart, daß man sich die Zähne daran ausgebissen hat! Manchmal hab ich`s doch versucht und das Zuckerle schön vorsichtig ausgewickelt, das Papier wieder etwas "aufgeplustert" und am Baum hängen lassen! Das fiel natürlich beim "Abschmücken" auf........aber mein Vater hat nie geschimpft! Er sagte dann nur "Wenn du sie wegißt, dann muß ich irgendwann einen leeren Baum aufstellen!" Und das hat ein schlechtes Gewissen hervorgerufen!!!!

Die Weihnachtstage waren (sofern es nicht auf einen Sonntag fiel) ganz normale Arbeitstage. Im Kommunismus feiert man kein Weihnachten! Kurz vor dem Abi wurde uns sogar verboten zur Kirche zu gehen ("Wen wir erwischen, der fliegt von der Schule!"). Wir sind trotzdem hin, nachts um halb zwölf zur Christmette und haben uns neben der Orgel zwischen den Sängern im Chor versteckt! Und gehofft, daß keine "Spione" in der Kirche sind, die uns erkennen!

Nach der Christmette gab es dann für die ganze Familie das Essen: Bei uns war das traditionell geräucherte Wurst und Kren (geriebener Meerrettich!) mit Brot!!! Der Meerrettich wurde schon nachmittags gerieben und raus in die Kälte gestellt, zum "abschrecken". Der war so höllisch scharf, daß einem die Tränen kamen!!!

Geschenke gab es nicht viele: ein jeder bekam das, was er sowieso brauchte (einen neuen Wintermantel, ein Paar Handschuhe) und ein paar Süßigkeiten, Äpfel und evtl. Orangen. Apropos Orangen: die gab es nur in der Stadt und nur kurz vor Weihnachten. Und da mußte man stundenlang anstehen um ein paar zu ergattern. Es kam oft vor, daß meine Mutter den halben Tag (von morgens 6.00 bis ca. 13.00 Uhr) anstand und dann doch nichts mehr bekam!!!!
Die Kinder hatten manchmal auch noch ein Spielzeug dabei. Eine Puppe für die Mädels (mit selbstgenähten Kleidern von der Oma) oder ein Blechauto für die Jungs.

Aber das schönste an Weihnachten war, daß wir, die ganze Familie, abends zusammen saßen und daß es "Kuchen satt" gab...........
Ach ja, und Schnee hatten wir auch mehr als genug! Ziemlich oft mußten wir die "Fenster freischaufeln" damit man sie überhaupt öffnen konnte....