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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 487 mal aufgerufen
 Fragen und Antworten - alltägliches - wunderliches
Roodie ( gelöscht )
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28.06.2008 00:17
Welt Simulation Zitat · Antworten

Die Welt als Computersimulation: universe.exe?
Die Welt ist eine interaktive Software, geschaffen von einem Schöpfer, der die Simulation während der Laufzeit aktiv beeinflussen will.
In dieser Metapher lassen sich einige ontologische aber auch religiös-philosopische Sachverhalte sehr trefflich beschreiben. Darauf wird weiter unten eingegangen. Zunächst soll die Metapher selbst kurz präzisiert werden:
Die für uns sichtbare Realität: Teilchen bewegen sich scheinbar kontinuierlich durch Raum und Zeit. Das Bild links könnte Gasteilchen im Zylinder eines Verbrennungsmotors symbolisieren, aber auch Materiebausteine in einer Sternenexplosion oder den Kosmos als Ganzes, vom Urknall bis zum erneuten Zusammensturz.
Der Computer, der Weltprozessor, liest Daten aus der Wirklichkeit aus. Es muss eine Art Datenbus geben von unserer Wirklichkeit hin zum Prozessor. Könnte unser menschliches Bewusstsein dieser Datenbus sein? Kann es sein, dass sich Bewusstein (der Datenscanner) vor allem an solche Bereiche der Wirklichkeit hängt, die besonders aussagekräftig sind? Spielt hier die vermutete Kopplung von Quantenphysik und Bewusstseinsprozessen eine Rolle?
Der Weltprozessor selbst: die eingelesenen Daten werden ganzheitlich bearbeitet und es wird der nächste Takt im Weltprozess errechnet. Dieser Schritt benötigt eine Menge Rechenleistung und es gibt Indizien dafür, dass diese Rechenleistung eine begrenzte Ressource ist, die irgendwie in ihrer Ausnutzung optimiert wird. Davon handeln einige der folgenden Absätze weiter unten.

Lieben Gruß

Rudi

In der Nacht träume ich, dass ich denke und am Tag denke ich, dass ich träume.

Roodie ( gelöscht )
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28.06.2008 00:18
#2 RE: Welt Simulation Zitat · Antworten

Das errechnete Ergebnis des Weltprozessors wird über einen ausgehenden Datenbus zurück in die Welt geschickt um den Zustand aller Teilchen in der Realität zu aktualisieren (refresh, quasi). Diesen Schritt könnten wir als Quantenereignisse wahrnehmen: eben noch war ein Elektron hier und jetzt -plöztlich- ist es da.
Im fogenden werden nun einige Aspekte dieser Metapher näher betrachtet. Ich möchte dem Gedanken nachgehen, dass einige ontologische Aspekte der Quantenphysik sowie der Kosmologie durchaus in dem Sinne interpretiert werden können, dass die Welt eine interaktive Computersimulation ist.
Der Weltprozessor ist getaktet
Der Weltprozess läuft getaktet ab: Zustand in der Wirklichkeit => Daten auslesen => neuen Zustand berechnen => Wirklichkeit aktualisieren.
Eine Kernaussage der Quantenphysik ist die Stückelung von Ereignissen: nichts läuft wirklich kontinuierlich ab, sondern alle Vorgänge verlaufen sprunghaft. Was aber passiert dazwischen?
Quantenphysik: stoffliche Materie gibt es nicht
Die Quantenphysik beschäftigt sich mit jenen kleinen Teilen, aus denen die Welt besteht: Elektronen, Photonen, Neutronen und so weiter. Und diese kleinsten Teilchen verhalten sich derart, dass die Vorstellung einer stofflichen Existenz von Materie keinen rechten Sinn zu ergeben scheint.
So können wir uns nicht vorstellen, dass eine real existierende materielle Kugel durch Raum und Zeit springt und dazwischen niemals gewesen sein soll. Wenn sich eine Kugel von einem Ort zum nächsten bewegt, so kann sie sich nur auf einer kontinuierlichen Strecke bewegen. Und: die Kugel braucht eine gewisse Zeit um von einem Ort zum nächsten zu gelangen.
Genau so aber verhalten sich Quantenteilchen nicht. Ein Elektron, beispielsweise, kann nur in ganz bestimmten erlaubten Abständen von einem Atomkern angetroffen werden. Das Elektron kann zwar zwischen diesen Abständen hin und her wechseln. Es darf aber aus theoretischen Überlegungen niemals irgendwo dazwischen sein. Und es wird tatsächlich auch niemals in einem solchen Zwischenabstand angetroffen. Wenn es also seinen Abstand vom Atomkern ändert, so muß es über die verbotenen Bereiche hinwegspringen. Und das Elektron tut dies auch noch ohne Zeitverzug. Dieses sprunghafte Verhalten wird durch das Wort "Quant" im Sinne von Stückelung ausgedrückt. Dieses Verhalten ist aber ganz und gar nicht mit unserer Vorstellung von stofflicher Materie vereinbar. Es ist aber kein physikalischer Sonderfall, keine Laborrarität, sondern der einzige Existenzmodus von Elektronen und anderen Atombauteilen. Und tatsächlich scheint die gesamte physikalisch beschreibbare Welt gequantelt zu sein: Raum und Zeit bestehen genauso aus kleinsten Einheiten wie Energie und Masse. Und die Teilchen und Massen können nur bestimmte Zustände ohne fließende Übergange einnehmen. Dies erinnert an das Konzept diskreter Zustände, wie sie auch Computern zugrunde liegen.


Lieben Gruß

Rudi

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Roodie ( gelöscht )
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28.06.2008 00:19
#3 RE: Welt Simulation Zitat · Antworten

Quanten als Bits im Weltprozessor
Digitale Computer operieren ausschließlich mit diskreten Zuständen. Auf der unterstesten Ebene kennen sie nur die zwei Zuständen "ja" und "nein". Es sind zwar auch Computer denkbar, die mehr als nur zwei Zustände kennen, etwa "eins", "zwei" und "drei", doch handelt es sich immer noch um diskrete Zustände.
Es ist letztendlich eine Frage der Verschaltung und Programmierung dieser einfachsten Grundzustände eines Computers, wie dieser dann arbeitet. Er wird aber auf der niedersten Betrachtungsebene niemals Zwischenzustände aufweisen wie ein Bißchen statt ja oder nein oder anderhalb. Die scheinbar unscharfen Aussagen der Fuzzy-Logik sind letzten Endes auch in scharfen bits mit Nullen und Einsen kodiert.
In diesem Sinne könnte man die kleinsten Quantenteilchen und -ereignisse als Grundzustände eines Weltcomputers auffassen. Und so wäre es erklärbar, dass wir ein Elektron niemals zwischen zwei erlaubten Zuständen antreffen.
Diese Metapher würde auch die fehlende Stofflichkeit von Materie beschreiben. Denn wenn ein Elektron bloß ein Zustand eines Computers ist, so kommt dem Begriff der Stofflichkeit keinerlei Bedeutung zu.
Begrenzte Rechnerkapazität: die Lichtgeschwindigkeit
Der Weltprozessor hat nur eine begrenzte Kapazität. Er kann aus diesem Grund nicht die gegenseitigen Wechselwirkungen aller Quanten im Universum auf einen Schlag berechnen. Um die Rechnerkapazität zu schonen wird also die Menge der möglichen Wechselwirkungen aus pragmatischen Gründen beschränkt. Und eine solche Beschränkung könnte die Lichtgeschwindigkeit als universelle Konstante darstellen. Je langsamer die maximal im Universum erlaubte Geschwindigkeit ist, desto weniger schnell können auch die verschiedenen Teilchen miteinander wechselwirken und dementsprechend weniger rechenintensiv sind die daraus resultierenden Konstellationen.
In diesem Sinne könnte die Lichtgeschwindigkeit als Maß für die Rechnerkapazität des Weltprozessors sein.
Begrenzte Rechnerkapazität: das Penrose`sche Graviton
Der englische Physiker Roger Penrose betrachtet in seinem Buch Computerdenken unter anderem die Wechselwirkung von Quantenteilchen untereinander. Diese manifestieren sich ganz im Sinn der Analogie mit einem diskret arbeitenden Computer nur bestimmten Zeitpunkten. Dazwischen existieren sie bloß als "Wahrscheinichkeitswelle", als bloße Formel. Penrose stellt sich die Frage, wann eine solche Wahrscheinlichkeitswelle kollabiert und sich die Teilchen für einen kurzen Augenblick materiell manifestieren.

Lieben Gruß

Rudi

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Roodie ( gelöscht )
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28.06.2008 00:20
#4 RE: Welt Simulation Zitat · Antworten

Diese Frage stellt in der Tat eine der Grundprobleme der modernen Quantenphysik dar und ist keineswegs abschließend behandelt. Penrose führt zur Beantwortung der Frage den Begriff des Gravitons ein. Er meint damit nicht ein hypothetisches Teilchen zur Übermittlung der Gravitationskraft. Sein Gedankengang ist etwas komplizierterter.
Penrose geht davon aus, dass der zeitliche Bestand von Wellenfunktionen verschiedener Teilchen eine ständig wachsende Anzahl denkbarer Konstellationen erzeugen. Und manche dieser Konstellationen würden den Gang der Welt weniger stark beeinflussen als andere, wenn sie denn realisiert würden.
Das Graviton ist für Penrose ein Maß für die Beeinflussung des Ganges der Welt durch potentielle Realisierungen von Quantenereignissen. Und Penrose vermutet, dass die Wellenfunktion von Quantenteilchen genau dann kollabiert (sich die Quanten also materialisieren), wenn eine der Entwicklungsmöglichkeiten von seiner Wirkung auf den Gang der Welt ein bestimmtes Maß erreicht hat.
Je kleiner also der Zahlenwert des Gravitons, desto öfters, weil eher, kollabieren die Wellenfunktionen von Quanten. Je kleiner das Graviton, desto weniger Rechenleistung aber benötigt der Weltprozessor.
Die untenstehende Animation soll diesen Gedanken noch einmal verdeutlichen:

Die obere Fläche stellt die für uns sichtbare Realität dar. Wir nehmen Teilchen stets nur als Teilchen war. Ihre Fortbewegung wird aber durch eine Wellenfunktion, in der unteren Fläche dargestellt, abgebildet. Während sich ein Teilchen als Welle ausbreitet, kann ihm keine reelle Existenz zugebilligt werden, deshalb werden die Teilchen während ihres Wellenmodus ausgeblendet. Je weiter sich die Wellenfunktion im Raum ausbreitet, deso mehr "Rechenleistung" wird benötigt, um die daraus entstehenden Wechselwirkungen zwischen Teilchen zu berechenen. Überschreitet die benötigte Rechenleistung ein Höchstmaß, muß die Wellenfunktion kollabieren, die Teilchen manifesterien sich wieder materiell und verschwinden sofort daraufhin wieder, um sich solange als Welle auszubreiten, bis die Rechenleistung erneut das Höchstmaß erreicht hat.

Lieben Gruß

Rudi

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Roodie ( gelöscht )
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28.06.2008 00:21
#5 RE: Welt Simulation Zitat · Antworten

Die Welt als ein Finite Elemente Methode
Sehr rechenintensive Aufgaben werden heute vielfach von Computerprogrammen übernommen. So möchte man zur Konstruktion von Maschinenbauteilen vielfach wissen, welche Kräfte und Spannung im Betrieb auftreten, hat dafür aber keine einfachen Formeln zur Verfügung. Numerische Verfahren wie etwa die Finite Elemente Methode werden dann eingesetzt. Ein Bauteil wie ein Schraubenschlüssel wird dazu in kleinsten Einheiten, den finiten Elementen modelliert (Quantelung!). Und verschiedene Formeln berechnen dann die Wechselwirkungen zwischen diesen finiten Elementen.
Anwender von Finite-Elemement-Berechnungen sitzen oft stunden- oder sogar tagelang an der Vorbereitung eines einzigen Berechnungsganges: Ein Bauteil muss geometrisch ausreichend genau modelliert und physikalische Randbedingungen definiert werden.
Ist dann die Berechnung einmal angestossen, läuft sie oftmals ohne Unterbrechnung bis zum nächsten Tag durch. Erst dann kann man sich die Ergebnisse ansehen. Und nicht selten ist das Ergebnis unbefriedigend. Der ganze Vorgang muß mit verbesserten Eingansparamtern wiederholt werden. Gedankensprung: der Kosmos als interaktive Groupware in einer multi-user Umgebung
Erweiterte Literaturliste über Religion, Physik und den Gedanken eines Weltprozesses
<= Wolfram modelliert den Kosmos als Zellularautomaten.


Kontakt
Freier Wille und Naturgesetze
Einführung 0: Die Problemstellung
Die Frage, ob dem Menschen ein Freier Wille zukommt ist eines der Kernthemen der Philosophie. Die Frage muss zweigeteilt betrachtet werden. Zum einen ist von Belang, ob die Naturgesetze es zulassen, dass ein irgendwie gearteter Wille Einfluss auf die Welt nehmen kann. Zum anderen wäre zu klären, ob unser Wille ausschließlich durch naturgesetzlich beschreibbare Prozesse entsteht oder ob er eine Wurzel jenseits der Gesetzlichkeit hat. Man muss also die Freiheit in der Wirkung des Willens von der Freiheit der Entstehung des Willens unterscheiden.
Viele Denkschulen gehen davon aus, dass der Ablauf der Welt vollständig durch Geseztmäßigkeiten beschrieben werden kann und mithin die Vorstellung eines Freien Willens nicht zutrifft. Alles was wir tun, ist durch die Naturgesetze vorherbestimmt und unser Wille ist bloß Ausdruck materieller Zustandsänderungen. Arthur Schopenhauer hat prägnant formuliert: "Die Motivation ist die Kausalität von innen." Auch wenn sich dieser Standpunkt mit vielen Beobachtungen in Einklang bringen lässt, so haftet ihm doch die unsympathische Eigenschfaft an, das Leben zu einer bloßen Mechanik zu verkürzen.
Auf dieser Webseite wird eine Spekulation illustriert demnach nur ein Teil der Naturabläufe - und zu diesen zähle ich auch den Menschen - durch Naturgesetze geregelt ist. Ein kleiner Teil ist offen, kann also durch eine andere Quelle von Einflussnahme als bloße Naturgesetze bestimmt werden. Der Kern der Überlegung ist, dass unser Bewusstsein eng mit der Idee des Freien Willen zusammen hängt und dass die Schnittstelle zwischen Bewusstsein und Universum eine begrenzte Größe im Universum ist. Als Konsequenz hieraus ergibt sich, dass das Bewusstsein bevorzugt mit solchen Strukturen im Universum in Verbindung tritt, über die sich die Welt maximal erkennen und steuern lässt. Demnach kämen menschliche Gehirne vielleicht genau so gut in Betracht, von Willen beseelt zu sein, als auch quasi-stabile Wettersysteme auf einem Planeten oder kollektive Ameisenstaaten. Der ganze Gedanke ist eher kursorisch skizziert und auf Intuition beruhend erdacht.
.


Das Weltbild der klassischen Physik
Skizzen und Animationen zur Quantenphysik. Verlässt man heute die Schule, ganz gleich mit welchem Abschluss, nimmt man in der Regel das Weltbild der klassischen Physik mit ins weitere Leben. Das heißt, man darf dann glauben, für jede ausreichend genau dargestellte Situation in der Realität gäbe es Formeln zur Vorausberechnung der weiteren Entwicklung. So gibt es Formeln die uns genau sagen, wie schnell ein aus einem Flugzeug geworfener Stein nach zwei Sekunden ist und welche Strecke er bis dahin zurückgelegt hat. Es gibt Formeln zur Vorhersage von Sonnenfinsternissen, Formeln zur Beschreibung der Ausbreitung von elektromagnetischen Feldern und Formeln zum Berechnen der Flugbahn von Mond- und Marsraketen.
Klassische Mechanik: alles ist sauber über Formeln geregelt.


Lieben Gruß

Rudi

In der Nacht träume ich, dass ich denke und am Tag denke ich, dass ich träume.

Roodie ( gelöscht )
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28.06.2008 00:22
#6 RE: Welt Simulation Zitat · Antworten

Die Grundpfeiler der klassischen Physik (bis etwa 1910 anerkannt):
• Kausalität
• Objektivität
• Reproduzierbarkeit von Experimenten
Einige Zitate aus Platons Werken, die erkennen lassen, dass er bereits das Kausalprinzip erkannt hatte und es (kritisch) hinterfragte.
All diese Formeln gestatten kein Wenn und Aber, sie funktionieren einwandfrei. Jede Formel liefert stets ein exaktes Ergebnis und dies wird in der Realität so auch eintreffen. Ansonsten waren entweder die Ausgangsdaten oder die Formel falsch. Ein aus der Ruhelage fallen gelassener Stein wird nach einer Sekunde bei einer Erdbeschleunigung von 10m/s2 im luftleeren Raum immer genau 5m zurückgelegt haben und nicht manchmal 4m und manchmal 6m. Ein freier Wille hätte hier keinerlei Gestaltungsfreiraum. Sucbegriffe zum Thema deterministische Weltbilder:
• Deismus
• Prädestinationslehre
• Behaviorsmus
• Determinismus
• Materialismus
• Reduktionismus
Das Bild links zeigt einen Ausschnitt aus einem abgeschlossenen Raum, in dem Stahlkugeln umherfliegen. Die Bahn der Kugeln folgt fest Naturgesetzen: Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel. Und eigentlich müßte es möglich sein, die Bahn des Balles für Jahrtausende, ja bis in alle Ewigkeit, im voraus zu berechnen. "Schwarmwelt" der klassischen Physik
Laplace (1749-1827) ersann einen Dämon, der den Gang der Welt vorherberechnen können müsste.
Auch dieses Geschehen befriedigt ganz unser Gefühl von Gesetzmäßigkeit: Die Kugeln tun genau das, was man von ihnen erwartet. Man hat nicht den Eindruck, dass hier irgend etwas "Übernatürliches" oder "Zufälliges" passiert. <= Pendelstoß als Beispiel für Naturgesetzlichkeit Es gibt zwar auch Bereiche in denen uns die physikalischen Formeln nicht allzusehr weiterhelfen. Aber dies, so die klassische Physik, hat eher berechnungspraktische denn fundamentale Gründe. Zur Erstellung von Wettervorhersagen genügt es nicht, einige thermodynamische Grundgesetze auf das Gas anzuwenden, das unsere Atmosphäre ist. Viel zu kompliziert ist die Oberflächenform der Erde, viel zu schwankend die Sonneneinstrahlung und viel zu groß die Datenmenge die erfasst und berechnet werden müsste. Könnte man aber alle wichtigen Daten auf einen Schlag erfassen und gäbe es einen ausreichend leistungsfähigen Computer, ließe sich wohl auch das Wetter für beliebige Zeiträume vorhersagen. So legt es uns die klassische Physik nahe. Denn aus was sonst außer kleinsten Teilchen die sich nach festen Gesetzen verhalten sollte unsere Welt denn sonst bestehen? Ein Fachartikel aus dem Jahre 2001 "Ende des Schmetterlingseffekts" zeigt, wie selbst kompliziertes Wettergeschehen vorhersagbar gemacht werden kann. Da auch wir Menschen und alles andere leztendlich aus nichts anderem zu bestehen scheinen als aus kleinsten Teilchen oder Energie, so ist auch unser Verhalten nichts anderes als die Summe der naturgesetzlich geregelten Bewegungen dieser Teilchen. Buchtipp: Kurzbeschreibung eines konsequent materialistischen Ansatzes aus dem Jahre 1936 Seine "klassischen" Erfolge erzielte das Weltbild Weltbild seit dem 16. Jahrhundert vor allem auf eindrucksvolle Weise in der Astronomie. Die Bewegung der Planeten scheint auf alle Ewigkeit festen Naturgesetzen zu folgen, egal wie kompliziert diese auch sein mögen. Kopernikus, Galilei, Kepler, Newton, Brahe, Leibniz und viele andere Wissenschaftler legten die berechnungstechnischen Grundlagen dafür, dass die moderne Ingenieurskunst Maschinen höchster Zuverlässigkeit bauen kann.
Keplers Planetengesetz: so bewegen sich unsere Planeten aber auch die Kometen um die Sonne. Das Gesetz gilt uneingeschränkt und immer. Auf den Punkt gebracht lautet ein wesentlicher Grundpfeiler der klassischen Physik: Aus einem bestimmten Zustand kann immer nur genau ein Folgezustand entstehen. Werfe ich einen Stein in die Luft, wird er immer wieder nach unten fallen und nicht vielleicht auch schon einmal nach oben. Dieses Prinzip wird mit dem Begriff „Kausalität“ bezeichnet:
Alles hat einen Grund, nichts passiert wirklich zufällig oder aus irgend einer Laune heraus.


Lieben Gruß

Rudi

In der Nacht träume ich, dass ich denke und am Tag denke ich, dass ich träume.

Roodie ( gelöscht )
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28.06.2008 00:23
#7 RE: Welt Simulation Zitat · Antworten

Suchbegriffe zum Thema modellhafter Abbildung von Kausalität:
• Kausalmodelle
• Bayesian
• Searl
• causality
Das Bild rechts steht sinnbildlich für die gesamte Welt, wie sie aus Sicht der klassischen Physik bestand:
1. Sie besteht aus einzelnen Teilen.
2. Diese Teile wechselwirken nach strikten Naturgesetzen miteinander.
3. Nichts passiert dabei ohne Grund: jede Bewegung jede Veränderung hat Ursachen in der Welt, es entsteht keine Energie oder Masse aus dem Nichts; die Welt ist kausal abgeschlossen: jede Veränderung in der Welt lässt sich aus verursachenden vorangegangen Veränderungen in der Welt vollständig erklären.
4. Für die mathematische Modellierung (Differential- und Integralrechnung) wurden Raum und Zeit als kontinuierlich angenommen, alle Veränderungen verlaufen darin stetig, das heisst zwischen zwei beliebigen unterschiedlichen Zuständen gab es immer noch Zwischenzustände.
Dieses Weltbild hatte Bestand bis etwa zum ersten Weltkrieg. Erst durch die experimentellen Befunde aus dem Bereich der Mikrophysik häuften sich die Zweifel an der Gültigkeit der oben genannten Prämissen. In den 1920er Jahren dann wurde das Weltbild der klassischen Physik durch die Quantenphysik abgelöst.
Quantenphysik
Sind Raum und Zeit gestückelt: Zenons Paradoxon
Die Relativitätstheorie Einsteins kann vollständig im Rahmen der klassischen Physik abgebildet werden, sie ist jedoch mathematisch unverträglich mit der Quantenphysik


Die klassische Physik, freier Wille und das Jenseits

Der Gott, der mir im Busen wohnt, Kann tief mein Innerstes erregen; Der über allen meinen Kräften thront, Er kann nach außen nichts bewegen...
Goethe
Manche Menschen glauben an Götter und Geister, an Seelen der Ahnen oder sonstige Wesen aus dem Jenseits. Und viele Menschen glauben an einen Einfluss dieser Wesen auf unsere diesseitige Welt. Götter werden mit Opfern besänftigt und Geister beschworen. All diesen jenseitigen Wesen wird eine gemeinsame Fähigkeit zugeschrieben: Sie können sich allesamt mehr oder minder über Naturgesetze hinwegsetzen. Die Wesen aus dem Jenseits sind nicht an kausale Gesetze gebunden.



Die Welt läuft strikt nach Naturgesetzen ab. Die Naturgesetze regeln alles abschließend. Gott ist Zuschauer. Gott beeinflusst den Gang der Dinge, erkennbar an einem Sprung im Weltprozess, einem Bruch der Kausalität.

Platon über die Seele und Kausalität
Als Jenseits bezeichne ich in einer sehr weiten Definition alles, was den Deterninismus in unserem Diesseits unter Umgehung der Kausalität stören könnte. Der griechische Meeresgott Poseidon etwa konnte nach Belieben das Meer mit einem Sturm aufpeitschen, derweil im hohen Norden germanische Götter mit Blitz und Donner hantierten. Jesus konnte als Sohn Gottes über Wasser wandeln, Joseph vermochte im alten Ägypten die Zukunft aus Träumen zu lesen, und die Ahnen einiger afrikanischer Völker können ihre lebenden Nachfahren mit Krankheit strafen oder mit Kindersegen belohnen. All diese Figuren gehören deshalb entweder eindeutig ins Jenseits selbst, oder aber sie haben einen „guten Draht“ ins Jenseits. Die griechische Göttin Arete.

Ein Gott der so frei in den Gang der Welt eingreifen könnte wie der mythische Meeresgott Poseidon wäre einem Anhänger der klassischen Physik ein Gräuel.




Ein "moderner" Gott: Manipulation von Synapsen verhindert Atomkrieg
Unsere Vorfahren haben intuitiv erkannt, was etwas Göttliches oder Jenseitiges auszeichnen muss, um als solches überhaupt Sinn zu ergeben: Die Macht nicht von Naturgesetzen alles vorgeschrieben zu bekommen. Denn welchen Sinn würde etwa ein Gott machen, der sich strikt an Naturgesetze halten muß die ihm keinen Spielraum für selbstbestimmte Kreativität lassen? Er wäre zu einem bloßen Zuschauer eines vielleicht göttlich komplizierten aber vorherbestimmten Universums abgestempelt. Und was für Götter und Geister gilt, gilt genauso auch für unseren freien Willen als individuelle Personen. Nach der klassischen Physik ist ein freier Wille eine Illusion. Albert Einstein über die Freiheit des Willens: "Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens sprechen. Ich habe zum Beispiel das Gefühl..."

Lieben Gruß

Rudi

In der Nacht träume ich, dass ich denke und am Tag denke ich, dass ich träume.

Roodie ( gelöscht )
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28.06.2008 00:24
#8 RE: Welt Simulation Zitat · Antworten

Der Laplace Dämon, Sinnbild eines seelenlosen Determinismus
Wenn wir einen freien Willen haben sollten oder wenn es tatsächlich so etwas wie Götter gibt, muss eine Voraussetzung erfüllt sein: Die Physik muss irgendwo Freiräume für Entscheidungen lassen. Es muss ein Bereich im Diesseits existieren, der nicht abschließend durch Naturgesetze geregelt ist. Nur in einem solchen Bereich könnte ein freier Wille wirken, nur dort könnten sich die Götter und Geister oder eine freie menschliche Persönlichkeit betätigen.

Lieben Gruß

Rudi

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Roodie ( gelöscht )
Beiträge:

28.06.2008 00:29
#9 RE: Welt Simulation Zitat · Antworten

Wenn dem so wäre, bleibt die Frage:

Wer sitzt an dem Computer (Rechner)?


Lieben Gruß

Rudi

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