Das Lebenswerk der beliebten Schweizerin spiegelt auch 60 Jahre deutsche Filmgeschichte.
Im mutigen Lila erschien Liselotte Pulver noch im Mai zu einer Hochzeitsfeier auf der Blumeninsel Mainau. Ihr gehe es gut, meinte sie damals. Da wollte sie auch schon wieder aus der Seniorenresidenz in Bern raus, wo sie kurz zuvor eingezogen war. Nun lebt sie dort immer noch, aber auch - wie derzeit häufig - in Genf, wo ihr Sohn Marc-Tell wohnt. Am 10. Oktober wird die Schweizer Schauspielerin mit dem ansteckenden Lachen 80 Jahre alt.
Zu ihrem 75. hatte sie noch scherzend geklagt, sie habe kaum Zeit für sich, ihr Leben sei zu turbulent. Immer noch habe sie aber das Gefühl, ihr Temperament zügeln zu müssen. Dieses angeblich Widersprüchliche im Leben der Schauspielerin mit dem "schönsten Lachen des deutschen Films" hat die in Bern geborene Tochter eines Tiefbauingenieurs und einer Sängerin immer ausgezeichnet.
Ihre letzte große Auszeichnung kam 2007, als sie mit der Goldenen Kamera geehrt wurde. Zu ihrem Lebenswerk gehören "Die Buddenbrooks" und "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" ebenso wie ihr furioser Auftritt als deutsches Fräulein Ingeborg in Billy Wilders Komödie "Eins, zwei, drei" von 1961, in der sie auf dem Tisch tanzen konnte.
Rasch und lange erfolgreich Die gemeinhin als "Lilo" bekannte Pulver ist seit ihrem 20. Lebensjahr Schauspielerin, nachdem sie auf väterlichen Druck die Ausbildung zur Sekretärin hinter sich gebracht hatte. Der Entschluss zum Wechsel entsprang nach eigenem Bekenntnis einer unerwiderten Liebe zu einem verheirateten Arzt: Als 15-Jährige wollte sie auf der Leinwand oder der Bühne die Aufmerksamkeit des Mannes erregen. "Ich glaube, ich bin nur zum Theater gegangen, weil ich mir mal so einen richtig schönen Mann angeln wollte."
Paul Hubschmid, O.W. Fischer, Hardy Krüger - alle diese Filmgrößen spielten für Liselotte Pulver nicht nur im Film eine große Rolle. "Jahrelang bin ich einer richtigen Liebe hinterher gejagt." Die kam 1961 mit dem deutschen Schauspieler und Regisseur Helmut Schmid, mit dem sie 31 Jahre lang bis zu dessen Tod im Jahr 1992 verheiratet war.
Die Schauspielerei begann für Liselotte Pulver 1949 im klassischen Fach auf der Bühne in Bern. Dort spielte sie die Marie in Goethes "Clavigo". Es folgten Rollen in "Faust II", "Kabale und Liebe" oder in der "Dreigroschenoper" am Schauspielhaus Zürich. Cineastischen Erfolg brachte nach ersten Versuchen in der Schweiz erst ein Wechsel nach Deutschland.
Dort drehte sie 1955 "Ich denke oft an Piroschka" - "die vielseitigste Rolle, die ich je gespielt habe", sagte sie. Der 2001 gestorbene Regisseur Kurt Hoffmann gilt als eigentlicher Entdecker der Pulver. Er habe immer genau gewusst, welche Rollen und welche Kameraleute am besten für sie waren, stellte sie fest. Bedauert habe sie vor alle, dass sie es nicht zur Zusammenarbeit mit Charlton Heston schaffte. Als ihr die Hauptrolle in "El Cid" an seiner Seite angeboten wurde, hatte sie bereits für einen anderen Film - "Gustav Adolfs Page" mit Curd Jürgens - unterschrieben, und Sophia Loren bekam die Rolle. Die Chance, ein Weltstar zu werden, war vertan. "Ich wäre (heute) härter, was meine Karriere anbelangt", meinte sie rückblickend. "Es war mein größter Fehler, als ich aus Solidarität zu einem anderen Filmprojekt absagte."
Große Beliebtheit In Deutschland wird die Schweizerin geliebt wie eh und je, ihre Filme laufen immer noch im Fernsehen. Sie bekam jede Menge Preise, darunter den Bundesfilmpreis, mehrere Male den Bambi, das Filmband in Gold und das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. Als es ruhiger um sie wurde, moderierte Pulver von 1973 bis 1983 die Fernsehserie "Sesamstraße". Eine ihrer letzten größeren Filmrollen übernahm sie Mitte der 90er Jahre in einer Hera-Lind-Romanverfilmung.
Schicksalsschläge blieben der Schauspielerin nicht erspart. 1989 nahm sich ihre Tochter Melisande das Leben, 1992 starb ihr Mann. Drei Bücher hat sie selbst geschrieben - damit sei alles gesagt, meinte sie einmal. Der "Bild"-Zeitung vertraute sie an, sie habe einfach keine Lust mehr zu arbeiten. "Ich mag das ganze Drumherum nicht mehr." Bedauerlich fand sie noch vor einem Jahr, dass sie nicht mehr so schnell Auto fahren kann: "Das liegt aber nicht an mir und meinem Alter, sondern an dem alten Mercedes", meinte sie damals zur Deutschen Presse-Agentur dpa. Da war es wieder, das Temperament, das gezügelt werden soll aber immer wieder so schön durchgeht.
Es grüßt die Fundkatze Jeder Tag ist ein neuer Anfang! (T.S.Elliot)
Meine Lieblingsfilme, die mir so auf Anhieb einfallen mit der Lilo ist das Wirtshaus im Spessart, Kohliesels Töchter, in dem sie zusammen mit ihrem Mann eine Doppelrolle spielte und natürlich die Züricher Verlobung.
Wenn ich länger überlege, fallen mir mit Sicherheit noch mehr Filme ein. Die Frau ist auch im hohen Alter noch ein Energiebündel!!!