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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 363 mal aufgerufen
 Gesundheit
leolingami ( gelöscht )
Beiträge:

13.03.2007 11:57
Alzheimer Demenz - Eure Erfahrungen damit??? Zitat · Antworten

Meine Mutter ist 86 Jahre alt und lebt seit 2 Jahren wegen Alzheimer-Demenz in einem Pflegeheim und alle Beteiligten sind restlos zufrieden. Das Heim gehört der Caritas, wird sehr ordentlich, korrekt und fürsorglich geführt und die Mitarbeiter vom Geschäftsführer über die Pflegedienstleiterin und nicht zuletzt die ganzen Altenpflegerinnen und Helferinnen machen einen sehr guten Eindruck, einen einwandfreien Job und geben uns die beruhigende Gewissheit, daß meine Mutter dort gut aufgehoben ist. Sie hatte vorher in Einrichtungen für „Betreutes Wohnen“ von der AWO gelebt, Essen auf Rädern und 3 x täglich die Augentropfen wegen Grünem Star bekommen, aber es ging zuletzt absolut nicht mehr. Obwohl sie nicht kochen brauchte, hat sie öfter die Herdplatten eingeschaltet und dann vergessen, hat sehr viele Sachen und immer wieder Schrankschlüssel verlegt und uns dann erzählt, die wären ihr gestohlen worden usw usw.. Jetzt im Pflegeheim braucht sie sich um nichts zu kümmern und ist sehr zufrieden dort. Das sagt sie uns jedes Mal.

Es kommt allerdings vor, daß sie mich manchmal gar nicht erkennt. Wenn ich z.B. mal unangemeldet in der Woche dort auftauche, um nach dem rechten zu sehen, dann ist sie sehr nett und freundlich wie zu jedem Fremden. Wenn ich sie dann frage, ob wir uns nicht kennen, verneint sie das, bis sie dann auf meine erneute Nachfrage antwortet „Sie sind mein Vater“ oder auch „Sie sind mein Mann“. Wenn ich ihr den Vor- und Nachnamen meines Vaters nenne und sie frage, ob sie den kenne, verneint sie das ganz entschieden, dabei waren sie 21 Jahre verheiratet…. Mein Vater ist allerdings auch schon 1974 nach dem 2. Herzinfarkt verstorben. An meine Schwester, die 200 km entfernt wohnt und nur selten hier sein kann, hat sie auch keine Erinnerung mehr, „aus den Augen – aus dem Sinn“…

Nachdem wir meine Mutter aus räumlichen Gründen beim besten Willen bei uns nicht aufnehmen konnten, das wegen der eigenen schweren psychischen Belastungen in den letzten Jahren sicherlich auch gar nicht verkraften könnten, sind meine Frau und ich mit dem jetzigen Zustand eigentlich sehr zufrieden und meine Mutter selbst ja auch.

Frage an Euch: Habt Ihr auch schon Erfahrungen mit dieser schweren Krankheit Alzheimer-Demenz im Verwandten-, Bekannten- oder Freundeskreis gemacht?

LG Leolingami

Blueyes Offline

im alpinen Olymp


Beiträge: 1.594
Punkte: 1.797

13.03.2007 13:02
#2 RE: Alzheimer Demenz - Eure Erfahrungen damit??? Zitat · Antworten

Hallo Leo.

Ja das habe ich Leo.
Es war mein Onkel. Natürlich hatte ich nicht so einen engen Kontakt, wie du das bei Deiner Mutter hast. Doch ich weiss es war eine schlime Zeit. Damals gabs auch noch nicht so gute Medikamente und es war auch noch nicht so ganz sicher, dass es Alzheimer war. Wurde aber zum Schluss dann doch festgestellt.
Seine Frau hatte stark darunter gelitten. Zu Anfang gings auch ganz gut. Er war nett und lieb. Bis sich plötzlich auch das änderte. Es gibt ganz verschiedene Stadien. So hatte man mir gesagt.
Zum Schluss wurde er sehr böse und stur.
Seine Frau hatte manchmal schon etwas Angst vor ihm und seinen Wutausbrüchen.
Vielleicht wäre es besser gewesen ihn in einem betreuten Heim unterzubringen.
Ich glaube, dass man als Ehepartner vielmehr Schwierigkeiten hat das alles zu verstehen. Und vor allen Dingen man hat viele Jahre mit einem Menschen verbracht, der einem nun doch sehr fremd geworden ist. Man kann und will es nicht verstehen.
Ich glaube es tut doch sehr weh, wenn man an seinen Partner geistig nicht mehr erreicht und er in einer völlig anderen Welt lebt.
Sei froh, dass deine Mutter sich wohl fühlt. Ich glaube, es kommt schon auf das Personal an, wie man der Krankheit begegnet.

Gruss Blueyes

Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht.

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

13.03.2007 15:14
#3 RE: Alzheimer Demenz - Eure Erfahrungen damit??? Zitat · Antworten
Stell Dir vor du stehst vor Deiner Haustür und weißt nicht wo Du wohnst.
Da sind Menschen die Du nicht zuordnen kannst.
Du hast so ein komisches Gefühl im Bauch und weißt nicht das das Hunger ist.
Menschen wollen etwas von Dir, aber was?
Gut - böse?
Du hast einfach nur noch Angst. Du wehrst dich!

Das ist die Situation eines Alzheimerkranken oder auch eines Dementen.
Dem kann man nur mit Ruhe und Freundlichkeit begegnen.
Niemals etwas erzwingen wollen. Das geht unweigerlich schief.
Hilfreich kann auch beruhigende Musik sein.
Für Angehörige ist es extrem schwer mit dieser Krankheit umzugehen.
Wenn es nicht mehr geht sollte sich niemand scheuen Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Egal was die lieben Mitmenschen sagen, notfalls auch in ein Pflegeheim geben.
Es hat niemand etwas davon sich und seine Gesundheit zu ruinieren.

Liebe Grüße
Brockenhexe

leolingami ( gelöscht )
Beiträge:

20.03.2007 10:29
#4 RE: Alzheimer Demenz - Eure Erfahrungen damit??? Zitat · Antworten

Ich möchte noch hinzufügen, daß wir mit dem Pflegeheim meiner Mutter offensichtlich riesengrosses Glück gehabt haben, denn dort ist wirklich alles tadellos in Ordnung und es wird auch vorbildlich geführt. Obwohl meine Mutter bei einem Besuch nach einer gewissen "Orientierungsphase" meine Frau, meine Kinder und mich erkennt und dann auch sehr freundlich, nett, höflich und zufrieden ist, schreitet die Demenz weiter fort. Die behandelnde Ärztin sagte mir jetzt, meine Mutter sei in einem "mittleren Stadium".

Meine Frau ist Physiotherapeutin und behandelt Patienten per Krankengymnastik und Massage und muß öfter auch zu Hausbesuchen in Altersheime. Was sie dort manchmal erlebt, ist teilweise haarsträubend und erschütternd. So hat sie gestern miterlebt, wie ein bis dahin meist völlig unauffälliger älterer Herr um die 80 einer anderen Bewohnerin im gleichen Alter scheinbar grundlos in die Haare gegriffen hat, kräftig daran gezogen hat und nicht mehr loslassen wollte. Es gab natürlich ein riesengrosses Geschrei, aber niemanden, der eingegriffen hätte. Das Heim hat eine neue Leitung, man müsse angeblich sparen und hat die Personalbesetzung pro Station halbiert!! Unter der Woche, gestern vormittag zum Beispiel, war nur eine Schwester für 2 Stationen da und wenn dann irgendwo Alarm ausgelöst wird, dauert es schon eine Weile, je nachdem, womit diese Schwester auf der anderen Station gerade beschäftigt ist, bis sie eingreifen und für Ruhe und Ordnung sorgen kann.

Solchen Frauen, die diesen stressigen Beruf ausüben, gebührt mein allergrösster Dank und höchste Wertschätzung. Die Bezahlung soll ja nach dem Hörensagen auch gar nicht so gut sein, wie es angemessen wäre und deshalb ist das m.E. Lebenshilfe pur und Mitmenschlichkeit in höchster Vollendung, was diese Frauen Tag für Tag leisten. Und wenn sie dann geschafft und gestresst nach Hause kommen, warten in der Regel ja auch noch ein Haushalt, ein Mann und Kinder auf sie. Manche Menschen haben wirklich die Kraft und die Fähigkeit, über sich hinauswachsen zu können. Man kann gar nicht dankbar genug dafür sein, daß es solche Menschen auch heute immer noch gibt...

LG Leolingami

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

20.03.2007 13:07
#5 RE: Alzheimer Demenz - Eure Erfahrungen damit??? Zitat · Antworten

lieber Leo ich danke Dir für Deine Anerkennung.
Es gibt selten Jemanden der nicht in diesem Beruf arbeitet und trotzdem sieht wie schwer das ist.
Dazu kommt noch, daß eine Pflegekraft pro Arbeitsstunde 20 Minuten für Dokumentation braucht.
Diese Zeit geht natürlich den Senioren verloren.
Warum muß ich jeden Handgriff dokumentieren?
zB waschen, eincremen, Zähne putzen, Haare kämmen, rasieren.
Das ist Grundpflege und da müßte doch auch Grundpflege reichen.
Aber ich will nicht jammern, nur müßten bei der Ausarbeitung von Pflegestandards
auch Pflegekräfte mit herangezogen werden.

Liebe Grüße
Brockenhexe

leolingami ( gelöscht )
Beiträge:

23.04.2007 17:17
#6 RE: Alzheimer Demenz - Eure Erfahrungen damit??? Zitat · Antworten
Inzwischen gibt es etwas Neues: Meine Mutter ist vor ein paar Tagen nachts aufgestanden, in ihrer dementen Verfassung und bei Dunkelheit in ein anderes Patientenzimmer gegangen, dort gestürzt, hat sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen, kam ins Krankenhaus, bekam deswegen und wegen fortgeschrittener Osteoporose ein neues Hüftgelenk und soll in ca. 10 Tagen entlassen werden. Der Arzt meinte im Vorgespräch: "Wir setzen ein neues Hüftgelenk ein und wenn die Narkose nachgelassen hat, kann sie wieder aufstehen und erste Gehversuche machen. Das dürfte kein Problem sein."

Naja. ob das so unproblematisch abläuft, weiß ich nicht, habe da eher Zweifel und auch meine Frau hat als Physiotherapeutin mit langjähriger Berufserfahrung schon in der täglichen Praxis oft die Erfahrung gemacht, daß sich so alte Leute (meine Mutter wird im August 87) in Verbindung mit gleichzeitiger Demenzerkrankung doch sehr schwer tun, sich wieder zurechtzufinden. Warten wir es mal ab.

Hat vielleicht jemand von Euch im privaten oder beruflichen Umfeld damit Erfahrungen gemacht?

Liebe Grüsse
Leolingami

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

23.04.2007 18:13
#7 RE: Alzheimer Demenz - Eure Erfahrungen damit??? Zitat · Antworten

Ich kann Dir da nicht allzuviel Hoffnung machen.
Demente können nicht mehr richtig einschätzen,was für sie gut ist.
In den meisten Fällen stehen diese Patienten nicht wieder auf, weil sie den Sinn
sich selbst Schmerzen zu bereiten nicht mehr einsehen können.
Und die Umnachtung nimmt ja immer weiter zu.
Ich kann zwar nicht einschätzen wie weit die Krankheit Deiner Mutter fortgeschritten ist,
so daß vielleicht noch ein wenig Hoffnung besteht.

Liebe Grüße
Brockenhexe

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