Ortstermin im türkischen Mollahasanlar: Wo Frauen arbeiten und die Ehegatten Tee trinken
Dass die Frauen die Arbeit tun und die Männer im Teehaus sitzen, gehört in vielen Dörfern der Türkei zum Alltag. Aber daß die Zustände in dem Flecken Mollahasanlar im Nordwesten des Landes ein wenig extrem sind, gibt sogar Bürgermeister Ali Sezer zu. Die Frauen bauen Tomaten auf den Feldern an, die Männer sitzen herum. „Das hat bei uns Tradition“ sagt der 69jährige Ortsvorsteher Sezer. Und er hat eine interessante Begründung für die Zustände parat: Die Männer in Mollahasanlar seien so dumm, daß man ihnen keine Arbeit anvertrauen könne.
Mollahasanlar liegt im nordwesttürkischen Landkreis Bayaramic, ganz in der Nähe der antiken Stadt Troja. Aber mit Homers Helden sind die Männer im Dorf nun wirklich nicht zu vergleichen. „Bei uns machen die Frauen die Arbeit“ sagt Sezer.
Und nicht nur das. Die männlichen Einwohner des 150-Einwohner-Weilers sorgen schon länger für Schlagzeilen. In dem Dorf werden die Frauen nicht einmal bei ihrem eigenen Namen genannt, sondern beim Namen ihres Ehemannes. Im vergangenen Jahr zum Beispiel wunderten sich Lehrer in der Gegend über die merkwürdigen Antworten, die einige Grundschüler auf die Frage nach ihren Eltern gaben, und wandten sich an die Presse: „Mein Papa heißt Metin Kiraz“, wurde damals eine Schülerin zitiert. „Und meine Mama heißt Metins Frau“.
Die Frauen in Mollahasanlar finden das inzwischen alles nicht mehr lustig. „Er kommt nicht mit zur Arbeit aufs Feld“, beschwerte sich die 52jährige Cevriye Özmen in der Zeitung „Radikal“ über ihren Mann Sefer. „Er sitzt den ganzen Tag im Teehaus.“ Wenn es alle Jubeljahre einmal vorkommt, daß ein Mann in Mollahasanlar seine Frau zum Acker begleitet, dann geschieht auch das in der speziellen Art und Weise des Macho-Dorfes: Er reitet auf dem Pferd oder dem Esel – und seine Frau muß zu Fuß gehen. Frauenfeindlich sei das aber keineswegs, betont Bürgermeister Sezer. In Mollahasanlar seinen die Frauen einfach „die Chefs“, sagt der altgediente Lokalpolitiker.
Daß der Alltag in Mollahasanlar in der Türkei für Aufsehen sorgt, zeigt aber immerhin, wie sich die Verhältnisse im Land insgesamt verändern. Mollahasanlar ist selbst für türkische Verhältnisse nicht mehr normal.
Schieb diesen Beitrag mal nicht zu weit von deutschen Verhältnissen weg. Du weißt, ich bin auf dem Lande groß geworden. Irgendwann saßen wir Frauen mal wieder zusammen - auch bei uns sitzen Männer und Frauen manchmal getrennt, was aber nicht weiter stört, weil man sich dann über seine/ihre Sorgen ungestört des andersgeschlechtlichen Ohrs austauschen kann. Da sagte meine Schwägering (ihr Mann ist Landwirt), sie hätte einen neuen Namen. Wieso einen neuen Namen, fragte ich. Sine heißt sie jetzt, sagte sie. ......sine (für die Punkte bitte den Namen eines Ehemannes einsetzen). Und das ist tatsächlich in der niederdeutschen Sprache so üblich, die Ehefrau als ......sine (seine) zu bezeichnen. Ich bin mir fast sicher, dass das auch in anderesn ländlichen Mundarten so ist. Tja, und ich selbst habe gegen die Kälte als Kind noch Kopftuch getragen. War übrigens gar nicht so übel. Die Ohren bleiben warm. Und meine Großmutter war die erste Frau in unserer Familie, die sich mit dem Wunsch ihres Ehegatten gegen ihren Vater durchgesetzt hatte. Also, schieb das alles mal garnicht so weit weg. Meine Großmutter war noch sehr entrüstet, als ich meinen jetzigen Mann überhaupt in die Küche gelassen habe. Als er dann noch gekocht hat, war eine ganz schlimme Standpauke fällig. Meine Mutter mußte noch melken, während sich mein Vater in dieser Zeit ruhig amysieren durfte. Es sind also nur eine paar Jahre Unterschied zwischen diesen Geschichten - oder nicht mal das.
Brockenhexe
(
gelöscht
)
Beiträge:
29.03.2007 23:03
#3 RE: Willkommen im Dorf der faulen Männer / Wo Frauen arbeiten und die Ehegatten Tee trinken
Da ich ursprünglich aus einem Dorf in Sachsen Anhalt stamme, kann ich Kräuterfee nur zustimmen. Auch dort war die Bezeichnung der Frau .... sine. Das war wohl in allen Plattdeutschen Dialekten so üblich und dürfte sich erst so nach und nach verschwinden.
Ja liebe Kräuterfee. Aber dazu muss man in der Zeit nicht mal so weit zurückgehen.
Ich erzähl Dir den Fall am Besten: Wir haben einen Bekannten, so um die 70 Jahre alt. Kürzlich erzählte er uns, dass seine Schwiegertochter eine Furie und sein Sohn ein Schlappschwanz wären. Wir fragten natürlich nach. "Na ja, die ist sogar zu faul um zu kochen und um ihre Kinder vom Kindergarten abzuholen."
Kurz darauf hatte Blueyes diesen "Schlappschwanz" am Telefon. Irgendwie steuerte sie das Thema an (Frauen können das, ohne direkt zu fragen)
Dabei stellte sich heraus, dass der Kindergarten auf dem Arbeitsweg des "Schlaffis" lag, es also recht dumm wäre, dort vorbei zu fahren, nur damit jemand den Weg zweimal machen muss.
Und beim Kochen: "Weisst Du" - sagte er zu Blueyes - " ich koche leidenschaftlich gern - und am Wochenende gehört die Küche mir"
Für unseren Bekannten war es einfach unvorstellbar, dass sich ein "gestandener Mann" um die Kids kümmert - und das Schlimmste: der kocht auch noch.
Der, also unser Bekannter (haben wir nebenbei erfahren) kann den den grössten Rabbatz machen, wenn nicht pünktlich um 12 das Essen auf dem gedeckten Tisch steht - und zwar ohne seine Mitwirkung. Um 14:00 Uhr will er einen Kaffee serviert bekommen - aber Punkt 14:00 Uhr. Und keiner soll ja auf die Idee kommen von ihm zu verlangen, dass er selbst auf den Knopf an der Kaffeemaschine drückt.
Ich muss immer über die Gesichter heimlich schmunzeln, wenn ich jemanden erzähle, dass mein Mann jeden Abend den Boden zuerst mit dem Staubsauger behandelt, um ihm dann eine feuchte Abreibung verpasst! Meine Mutter (77)war entsetzt, als sie das erste Mal bei uns war, und Eric, mein Mann, gesehen hat, wie er das macht! Er macht es übrigens perfekt! Aber für sie war und ist es immer noch sehr ungewohnt! Mein Vater hatte nie weder einen Kochlöffel noch einen Besen in die Hand genommen, das war Frauensache für Ihn! Klare Arbeitseinteilung!
Als ich noch gearbeitet habe (jetzt bin ich ja "nur" noch Hausfrau)hatte ich auch einen Chef, der mir klar und deutlich immer wieder gesagt und auch gezeigt hat, dass ich hinter die Kochtöpfe und bestimmt nicht hinter ein Stellpult (habe bei der Bahn gearbeitet und war Disponentin, also für die Zugseinfahrten und Dispositionen der Wagenkompositionen verantwortlich)gehöre!
Auch bei uns in der Schweiz ist die Gleichstellung noch nicht so weit, weder in der Ehe noch im Beruf! Das heisst aber nicht, dass man es auch anders machen kann, wie bei meinem Mann und mir! Gewisse Sachen erledigt er, auch wenn es "Frauensachen" wären!
Ein Freund ist ein Mensch,der Dich mag,obwohl er Dich kennt!
Ja das ist eben die gute alte Zeit, damals waren die Aufgaben ganz klar verteilt. Aber damals hatte auch nur der Mann für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Heute schafft das meist der Mann alleine gar nicht mehr, teils weil die Kosten so explodieren, teil weil unsere Ansprüche wesentlich höher sind als damals.
Ich finde es gut, dass sich langsam aber sicher auch Männer nicht mehr zu schade sind "hausfrauliche Pflichten" zu übernehmen.
Ich kann mich noch gut erinnern, als vor 47 Jahren meine Schwester geboren war. Es war damals unvorstellbar, dass mein Vater den Kinderwagen geschoben hätte und das obwohl meine Schwester sein Wunschkind war.