Anders als die Schwaben verstecken die Badener ihren Dialekt - trotz aller Bi-uns-ka-mer-au-alemannisch-schwätze-Sticker
"Wir können alles. Außer Hochdeutsch": Der Spruch aus der Imagekampagne des Landes Baden-Württemberg behagt jedem Schwaben. Denn dort strotzt die mundartlich geprägte Umgangssprache nur so vor Selbstbewusstsein. Im anderen Landesteil, in Baden, trifft man diese Haltung spürbar weniger an. Hier hat man noch nicht einmal den Gegenbegriff zum Schwäbischen als Sprache: Badisch ist vielleicht die Lebens-, aber keine gemeinsame Mundart. In Baden wird höchst unterschiedlich geschwätzt - vom Fränkischen im Norden übers Pfälzische um Heidelberg herum bis zum so genannten Südalemannischen, was freilich in Südbaden eher ein Notname für eine Sprachfamilie mit unterschiedlichen Regionaldialekten ist. Notname, Notfall: Gerade in Südbaden hört man oft die Klage über das allmähliche Verschwinden der Mundart, doch das halten die Dialektforscher für falsch. "Der Dialekt lebt, weil er sich verändert", sagt der Tübinger Landeskundler Hermann Bausinger. Der Dialekt passt sich der Moderne an; weil diese viele alte Dinge abschafft, gehen auch deren Namen verloren.
Doch der Dialekt kann sich auch die Moderne aneignen, und käme sie englisch daher. Rudolf Post, der an der Universität Freiburg am Badischen Wörterbuch arbeitet, kennt Beispiele: Aus dem T-Shirt ist längst das "Tie-schärtle" geworden. Eine Sprache, die sich auf solche Weise selbst modernisieren kann (auch wenn sie dies nur dem Klang nach tut, ohne einen neuen Namen für die Sache selbst zu finden), stirbt nicht. Was freilich auch seine Grenzen hat, wie Bausinger aufzeigt: Wenn aus dem "String-Tanga" im Schwäbischen das "Bändeles-Hösle" werde, dann schwinge da nichts mehr mit vom "Neuen, Gewagten, Erotischen". Verändert hat sich indes vor allem der Stellenwert der Mundart. Unverfälscht findet sie sich eigentlich nur noch im ländlichen Raum - im Wiesental etwa, im Hotzenwald oder in Dörfern des Kaiserstuhls. In Freiburg dagegen ist aus dem Dialekt längst eine vom regionalen Alemannisch nur mehr geprägte Umgangssprache geworden, ein eigener Stadtdialekt, der sich der speziellen Begriffe nicht mehr sicher ist. Die Neigung der Sprecher - mehr zur Mundart oder mehr zur Hochsprache, dem Standard-Deutsch - hängt ab von der jeweiligen Gesprächssituation, vom jeweiligen Milieu. Wenn daher im Freiburger Regierungspräsidium ein Aufkleber ermuntert "Bi uns cha mer au alemannisch schwätza", dann zeigt gerade das, was hier gewöhnlich fehl am Platze ist - die Mundart nämlich. In einem Stuttgarter Büro käme ein derartiges Schild dagegen komisch an: Dort kann man eben alles - außer Hochdeutsch.
Anders als in der Schweiz käme in Baden auch niemand auf die Idee, eine offizielle Rede, gar einen wissenschaftlichen Vortrag im reinen Dialekt vorzutragen. Das Alemannische hat einfach nicht das "Prestige", wie die Sprachsoziologen sagen, um daraus Selbstbewusstsein zu ziehen. Genau deshalb gibt es zwar mit Bienzle einen schwäbischen "Tatort"-Kommissar - in den "Tatorts" aber, die in Baden spielen, ist Mundart allenfalls von Randfiguren zu hören. Selbstverständlich gibt es Anstrengungen, den Dialekt zu heben, etwa durch die Muettersproch-Gsellschaft. Ein vergeblicher Kampf? Präsident Walter Möll sieht das Problem vor allem bei Jugendlichen: Ihnen werde die Mundart zunehmend fremd, weil sie fälschlich als Ausweis geringer Bildung gelte.
Andererseits, das zeigen andere deutsche Sprachlandschaften, ist die besondere Pflege der Mundart im Theater und der Literatur oft Ausdruck der Krise des Dialekts als alltäglich gesprochene Sprache. Diese Gefahr scheint in Baden nicht gegeben. Ganz im Gegenteil: Adolf Schmid, der Vorsitzende des Vereins "Badische Heimat", sieht im Alemannischen sogar ein Chance, dass der südliche Oberrhein grenzüberschreitend zu einer gemeinsamen Sprache findet. So etwas hat es schon einmal gegeben - als man sich im Widerstand gegen ein Atomkraftwerk in Wyhl einig war. Doch davon ist heute nicht mehr viel übrig
Wulf Rüskamp in der BZ vom 12.11.2003
DAmit wir das alemannische nicht verlernen, möchte ich euch hier ab und zu etwas "Alemannisches" bringen ... alle sind herzlich eingeladen mitzuposten!!! Wer`s kann!!!!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ LG Bigi
Das Lächeln ist ein Licht, das sich im Fenster eines Gesichtes zeigt und anzeigt, dass das Herz daheim ist.
Alter knorriger Baum im Alamannen-Land im Frühjahr 2002
alemannisch
brucht mer d Schnure nume für die dumme buure will mer schick un vornehm sii, schwätzt mer hochdeutsch: gellen sie! Entzweit?
Gerhard Jung
Der alemannisch-schwäbische Sprach- und Siedlungsraum umfasst den größten Teil von Baden-Württemberg, das Elsass, die deutschsprachige Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein, das österreichische Bundesland Vorarlberg sowie Bayerisch-Schwaben.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ LG Bigi
Das Lächeln ist ein Licht, das sich im Fenster eines Gesichtes zeigt und anzeigt, dass das Herz daheim ist.
jetzt bin ich grad mal auf diese Seite geraten (anstatt an die Sonne zu gehen)und beim Lesen ist mir eine lustige Situation eingefallen. Lustig fand ich es damals zwar nicht, aber na ja: Eine Zürcherin rief im Büro an und sprach Hochdeutsch mit mir, das Zürcherische klang aber unmissverständlich durch. Um ihr entgegenzukommen, antwortete ich im "alemannischen" Liechtensteiner Dialekt. Da kam es wie aus der Pistole geschossen: "Ah, Sie redet Buura-Düütsch...". Boing (hatte den Ausdruck zuvor noch nie gehört).
________________________________ LG Astrid Ein Lächeln ist das Wesentliche!
Gell, unsri Sproch wär nit so nett, wenn si sell Schwänzli "li" nit het. Sell Schwänzli macht si gmüetli un jede Satz zuem Liedli, i will s emol probiere, des Dingli z expliziere:
Die Frauen sind die "Fraueli", der dickste Hund ein "Waueli", die Schnall ist ein "Schnälleli", die Schelle nennt man "Schelleli".
Statt Nudeln kocht man "Nüdeli", der Popo heißt"das Füdeli"; zum Schlaftrunk nimmsch ein "Vierteli", die Pille heißt "Verhüeterli".
Das Herz ist grad " e Pümpli", das nimmt so manche "Gümpli". Wer klein ist, gilt als "Stümpli", wer gerne trinkt, als"Lümpli", sein Fläschchen nennt man "Gütterli", das "Chüehli" trägt ein "Ütterli" , sein Gatte ist ein "Stierli", das hat kein "Milchli-Gschierli".
Ein Mannemensch heißt "Männli", sein "Schätzli" nimmt ein "Pfännli" und hauts dem armen "Tröpfli", wenn s nicht spuurt, übers "Chöpfli".
Wer meckert, macht "Sperenzli, wer frisst, bekommt ein "Ränzli" und wird zum dicken "Bummerli". Wer doof ist, ist ein "Dummerli", wer stinken tut, ein "Müffeli", wer läpplet gar ein "Süffeli".
Zuviil schwätzt ein "Kleföörli", drum halt ich jetzt mein "Schnöörli".
Wer s jetz no nit begriffe hät, dem fehlt e "Grämmli" Hirnifett, sottsch s "Denkmaschinli" schmiere, no wirsch es au kapiere!
Der alemannisch-schwäbische Sprach- und Siedlungsraum umfasst den größten Teil von Baden-Württemberg, das Elsass, die deutschsprachige Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein, das österreichische Bundesland Vorarlberg sowie Bayerisch-Schwaben.
Ja, wir sind international!
Und sogar auch in einigen nord-italienischen Bergdörfern vertreten: Als Walser!