Nr. 18 - 19 und auch die Letzte
6. august 2007 – Von der Hütte bis zum Gipfel sind es
gerade mal 500 Höhenmeter. Normalerweise ein Spaziergang.
Doch Achims Rücken, der schon seit ein paar
Tagen zwickt, wird langsam zu einem ernsthaften Problem.
Die Schmerzen kommen immer regelmäßiger und strahlen oft
bis in die Fußspitzen. Achim beißt auf die Zähne. Er weiß,
wenn es gut läuft, stehen wir heute Abend in Murnau, und
da sich in spätestens 48 Stunden ein mächtiges Tiefdruckgebiet
über die Ostalpen legen wird, haben wir heute morgen
Berchtesgaden als zweite Option ohnehin gestrichen.
Bald nach dem Start kann man deutlich an Achims Flugstil
erkennen, dass da einer nicht mehr mit Wind und Thermik
spielt, sondern mit seinen Schmerzen kämpft. Bis zur Schlüsselstelle
am Wannig, dem Tor zur Heimat, hält Achim tapfer
mit, doch als es im Leebart der Südwand noch mal richtig
ungemütlich wird, muss er endgültig das Handtuch werfen.
Während ich mit angelegten Ohren an der Wolke warte, signalisiert
Achim seine Aufgabe mit einer Steilspirale auf die Wiesen
von Nassereith. Der restliche Flug um das Zugspitzmassiv
nach Garmisch-Partenkirchen wird zum Wechselbad der
Gefühle. Mitleid und Sorge gegen Euphorie und Hochgefühl.
Nach der Landung am Fuß des Wank ein langes Telefonat
mit dem Freund. Eine knappe Stunde hat er seine Beine nicht
mehr gespürt. Ich bin überrascht, wie gefasst er wirkt. Alle
möglichen Happy-End-Ideen von der mobilen Arztvisite bis
zur gemeinsamen Nachtwanderung über den Fernpass werden
schnell wieder verworfen. Nichts geht mehr.
Während ich mich auf den Weg mache, um die letzte
Freinacht auf meinem Hausberg zu verbringen, wird Achim
von meinem Vater abgeholt und nach Murnau gebracht.
7. august 2007 – Natürlich wäre es ein krönender Abschluss
gewesen, unsere Tour als Flieger und nicht als
Fußgänger vor der Haustüre zu beenden. An einem mittelmäßigen
Flugtag überhaupt kein Problem. Aber heute?
Mal sehen. Das fliegbare Wetterfenster ist von sehr kurzer
Dauer, bevor die Kaltfront das Werdenfelser Land erreicht.
Leider zu kurz. Als um 12.00 Uhr bei Rückenwind feststeht,
dass das nichts mehr wird, starte ich und stehe nach wenigen
Kreisen in der Taldüse am nördlichen Ortsausgang von
Garmisch-Partenkirchen. Einer meiner kürzesten Flüge von
meinem geliebten Heimatberg. Beim Einpacken muss ich
selber lachen. Von hier nach Murnau wollte ich doch schon
immer einmal gehen …
Wank bei Garmisch-Partenkirchen. Der hier beschriebene Landeplatz liegt unterhalb des Wank beim "Gschwandtnerbauer"