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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 1.989 mal aufgerufen
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Seiten 1 | 2
Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 22:02
Sorben Zitat · Antworten

Die Sorben (obersorb. Serbja, niedersorb. Serby, lateinisch Surbi, Surabi bzw. Sorabi, auch Wenden – dieser Ausdruck,
obwohl in der Vergangenheit überwiegend negativ besetzt, wird dennoch als Eigenbezeichnung von den Niedersorben verwendet)
sind ein kleines westslawisches Volk, das in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt ist.
Die Heimat der Sorben ist die Ober- und Niederlausitz in den deutschen Bundesländern Sachsen und Brandenburg.

Es existieren zwei sorbische Schriftsprachen, Obersorbisch (sorb.: Hornjoserbšćina) und Niedersorbisch (sorb.: Dolnoserbšćina),
jedoch wird meistens zwischen Niedersorbisch, Obersorbisch und Mittelsorbisch (Übergangsdialekt) unterschieden.
Die niedersorbische Sprache ist dabei akut vom Aussterben bedroht. Während das Obersorbische dem Tschechischen näher steht, ist das Niedersorbische dem Polnischen ähnlicher.


Nach Schätzungen sorbischer Institutionen (Domowina, Sorbisches Institut) gibt es heute 20.000–30.000 aktive Sprecher
der sorbischen Sprache, anderen Hochrechnungen zufolge hat das Niedersorbische noch 7.000 aktive Sprecher
und das Obersorbische etwa 15.000. Gemäß der Selbstzuschreibung gibt es 60.000 Sorben.
Davon leben etwa zwei Drittel in der sächsischen Oberlausitz (besonders im Gebiet zwischen Bautzen, Hoyerswerda und Kamenz),
die übrigen in der brandenburgischen Niederlausitz (zwischen Senftenberg im Süden und Lübben im Norden).

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

Trollkind ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 22:06
#2 RE: Sorben Zitat · Antworten

HUI
frau lernt nie aus.
aber sorgen waren schon immer "deutsche"?

wer freunde ohne fehler sucht...
bleibt ohne freunde

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 22:17
#3 RE: Sorben Zitat · Antworten

Die Sorben lebten vor den Deutschen in einem Gebiet, das von Hamburg bis nach Polen und die Tschechei reichte.
Sie wurden im Laufe der Zeit immer mehr zurück gedrängt.
Das Osterreiten und das Eierschieben, zwei sorbische Bräuche habe ich ja schon beschrieben.
Ach ja, am 24.1. wird hier Vogelhochzeit gefeiert.
Kinder stellen am Tag vorher einen Teller draußen aufs Fensterbrett.
Über Nacht legen dann die Vögel Kuchenvögel, Nester und Zuckereier hinein.
Am Tag ziehen dann Kinder verkleidet als Braut, Bräutigam und Vögel durch das Dorf oder die Stadt.
Du kennst vielleicht das Lied: Die Vögel wollten Hochzeit machen.
Bautzen hat auch das einzige zweisprachige Theater Deutschlands.
Mein Wohnort heißt übrigens auf sorbisch Rackecy.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

hexi66 ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 22:29
#4 RE: Sorben Zitat · Antworten
Das sind ja nette Bräuche bei Euch.........Kannst Du sorbisch, oder einen Dialekt davon??

Ich glaube, dass ich in Geschichte nicht aufgepasst habe!! Obwohl die Osterreiter schon
ein Begriff waren...hmmm.
Ich denke einfach, dass unser Geschichts-/Politikfach damals nicht so auf Ostdeutschland geprägt
war, wie es heute ist.
Danke Dir, "man" lernt nie aus, das stimmt wohl!

lg hexi

--------------------------------------------------
Jeder Tag an dem Du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin)

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 22:40
#5 RE: Sorben Zitat · Antworten

Ich kann:
Guten Tag! - Dobry źen!
Auf Wiedersehen! - Na zaswiźenje! öfter gebraucht: mit Gott - bòzeme
Danke! - Pšosym!
Herzlich Willkommen! - Witajce k Nam
Und viele Schimpfwörter. grins

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

sonnenblume ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 22:43
#6 RE: Sorben Zitat · Antworten

Wieviele Fremdsprachen sprichst du eigentlich?

*************************************************

Liebs Grüßle
Chris


"Sechs Wörtchen nehmen mich in Anspruch jeden Tag:
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag."
Friedrich Rückert (1788-1866),

Trollkind ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 22:55
#7 RE: Sorben Zitat · Antworten

also
mein mann hat mich gerade aufgeklärt, lach, wurd ja auch mal zeit.
ich war mal im sorbengebiet sogar.
im spreewald....
die haben dort auch so wunderschöne eigene kostüme.

die sorbensprache liest sich irgendwie ähnlichst wie tschechisch?

wer freunde ohne fehler sucht...
bleibt ohne freunde

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 22:55
#8 RE: Sorben Zitat · Antworten

Also russisch mußte ich in der Schule lernen.
Französisch hat mich interessiert.Die Sprache klingt wie Musik für mich.
Englisch habe ich durch meine vielen Reisen gelernt, kann es aber besser verstehen als sprechen.
Ein wenig spanisch, da ich ja jedes Jahr dort bin um englische und spanische Freunde zu treffen,
die aber alle mehr englisch sprechen.
Einige Worte tschechisch, polnisch griechisch und portugiesisch, da man besser aufgenommen wird,
wenn man die Sprache versucht zu sprechen.
Etwas Latein durch den Beruf.
Ach ja wenn Niederländer sprechen kann ich sie nicht verstehen, aber wenn es geschrieben ist, jedes Wort,
da meine Großeltern nur Plattdeutsch sprachen.
Würde aber nicht sagen ich könnte viele Sprachen.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

Trollkind ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2007 23:11
#9 RE: Sorben Zitat · Antworten

ich kann deutsch, gg
englisch (zu 85-90 % fliessend)
etwas französich und italienisch.
med. latein und ich kann holländisch zum teil verstehen , aber auch lesen,auf jeden fall, immer sinngemäss.
und somit versteh ich auch etwas aafrikan.(mein bester freund wohnt in capetown)

wer freunde ohne fehler sucht...
bleibt ohne freunde

Patrick ( Gast )
Beiträge:

02.02.2008 16:10
#10 RE: Sorben Zitat · Antworten

Das ist eines der Themen, für die ich mich immer interessiere:

Deutschsprachige Minderheiten im Ausland - und andersprachige Minderheiten im Inland.

Zum Beispiel also auch:

Dänen in Deutschland - und Deutsche in Dänemark.

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2008 20:35
#11 RE: Sorben Zitat · Antworten

Nicht alle, aber viele sorbische Bräuche werden im Alltag gepflegt: wie zum Beispiel die Vogelhochzeit, das Klappern,
das Osterreiten, das Hexenbrennen, das Maibaumwerfen ...
Außerdem tragen vor allem in der katholischen Gegend ältere Frauen noch täglich die sorbische katholische Tracht,
jüngere nur zu großen Feiertagen.
Gerade in der Lausitz fallen vielerorts im sorbischen Siedlungsgebiet zweisprachige Ortsschilder und Bezeichnungen
an öffentlichen Gebäuden in deutscher und sorbischer Sprache auf.
In anderer Hinsicht unterscheiden sich die Sorben nicht von anderen Mitmenschen. Sie haben keine zusätzlichen Rechte,
außer, dass die Sprache und Kultur gepflegt werden darf. Sie wird durch die Stiftung für das sorbische Volk gefördert.
Dies ist in den Verfassungen Sachsens und Brandenburgs verankert.
Nach außen werden die Sorben durch ihren Dachverband, die "Domowina", vertreten. Seit März 2005 existiert
in der Niederlausitz auch die "Wendische Volkspartei", die nach dem Vorbild des Südschleswigschen Wählerverbandes
die Interessen des Volkes vertreten möchte.
Alles nur Folklore und Brauchtum?
Die offensichtlichsten Merkmale der Sorben sind Sprache und Kultur, also das Brauchtum.
Zum sorbischen Selbstbewusstsein gehört jedoch auch eine Menge moderner Einrichtungen.
Dies sind nicht nur der Hörfunk (obersorbisch beim MDR, niedersorbisch beim RBB) und das Fernsehen (obersorbisch "Wuhladko" beim MDR, niedersorbisch "Łužyca" beim RBB), sondern auch andere Einrichtungen, die sich professionell mit der sorbischen Sprache
und Kultur beschäftigen. In Leipzig entstand zum Beispiel zu DDR-Zeiten das Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig,
in Bautzen das Institut für Volksforschung, das Deutsch-Sorbische Volkstheater, das Ensemble für sorbische Volkskultur.
Außerdem werden im Domowina-Verlag nicht nur neue wissenschaftliche Schriften,
sondern auch Belletristik in ober- und niedersorbischer Sprache herausgegeben.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2008 20:47
#12 RE: Sorben Zitat · Antworten

Einer der schönsten Bräuche bei den Sorben ist

1. Das Osterreiten
In langen Prozessionen ziehen die Wallfahrer zu Ross von einem Parochialdorf zum anderen. Wie Hochzeiter sind sie gekleidet: hoher Zylinder, weiße Handschuhe und schwarzer Rock. Pferde von schwerem Schlag, die noch gestern vor Pflug und Wa­gen gingen, sind festlich geschmückt und ihrer Würde sich bewusst. Tage zuvor flechten Knechte Mähnenhaar und Schweif mit Strohgebind in feste Zöpfe. Am Ostermorgen werden die Strähnen gelöst und das Haar durchgebürstet, die Pferde sorgfältig geputzt und gestriegelt. Der Schweif wellt lockig. Überdies ziert ein Sei­denband, zumeist ein Geschenk der Hausfrau oder einer anderen lieben Seele. Es prangt in verschiedenen Farben, zumeist rot oder bunt, wenn aber ein teures Familien­mitglied gestorben ist, grün, schwarz oder blau als Zeichen der Trauer. An seinem Ehrentage wird das Pferd mit Blumen und Bändern geschmückt. Sättel und Gurte, Zäume und Schabracken sind mit allerlei messingenem, silbernem und gol­denem Schmuck geziert. Stolz schreiten die Pferde einher. Noch stolzer tragen sie den gestriegelten Krauskopf. Feurig blasen sie die Nüstern auf und kauen beständig an Trense und Kandare, so dass es schäumt. Ab und zu ein freudiges Gewieher. Die Augen flammen auf.

Auch der Reiter sitzt in fester Haltung, sich dessen bewusst, dass man ihn bewundert. Es sind zumeist Gutsbesitzer oder deren Söhne und Gesinde. Sie sitzen auf kirsch­roten oder himmelblauen Schabracken, in deren Ecken silberne Sterne oder die Anfangsbuchstaben des Besitzers, oft auch ein fahnentragendes Lamm, eingestickt sind. Und die zahllosen Zuschauer besprechen eifrig diejenigen Gruppen und Rei­ter, die die eindrucksvollsten sind und deren Pferde den schönsten und prächtigsten Schmuck tragen. Die Spitze der Reiterprozession führt breitgesäumte, buntgestickte Kirchenfahnen. Die folgenden Reiter tragen das Kruzifix und die Statue des aufer­standenen Heilandes. Der Vorsänger singt mit weithin schallender Stimme: „Stanyl je horje Jezus Khryst, alleluja!“ - „Christ ist auferstanden!“ Alsbald fallen die anderen ein. Die Lust ist erfüllt von Chorgesang und Glockenklang.

Es ist nicht verwunderlich, dass der Bauer bei diesem Bittgange sich des Pferdes als des allerbesten Gefährten bei der Feld- und Ackerarbeit bedient, das ihm beim Säen und Ernten so große Dienste leistet und auch sonst sein gehorsamster Helfer und treuestes Haustier ist. Auch bei den alten Germanen stand das Pferd in hohem An­sehen. Die Zeit der beginnenden Feldfruchtarbeit wurde mit Pferdekult und sakralen Ritten eingeleitet. Mit dem heiligen Georg wurde er gleichsam patronisiert. Erhebend ist der Eindruck der prächtigen Reiterschar mit fliegenden Fahnen und dem uralten Ostersang. Ob dieser schöne Brauch ein Auswuchs altheidnischen Kultes, dem die christlichen Glaubensboten einen kirchlichen Anstrich gaben, oder ein Überbleibsel aus den Kreuzzügen ist, darüber ist nichts Sicheres bekannt. Wahrscheinlich wird er aber erst nach diesen entstanden sein. Seinen Ursprung wird er wohl in den Streben haben, Gott auch draußen in der Natur zu preisen. Darum liegt in diesem altehrwür­digen Brauch ein tiefer Sinn. Wo der Bauer und Ackersmann von Gott das ganze Jahr hindurch Segen empfängt, auf seinen Feldern und Fluren, dort will er ihm besonders danken und ihn vertrauensvoll um neuen Segen bitten.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2008 20:48
#13 RE: Sorben Zitat · Antworten

2. Das Osterwasser
Noch steckt die Königin des Tages weit hinter den Bergen. Da Schleichen schon Burschen und Mädchen zum Bach, Fluss oder Teich, um in aller Stille Wasser zu schöpfen. Lautlos muss das hergehen, sonst verliert es seine „Wunderkraft“. Wer es trinkt bleibt gesund, und wer sich mit ihm wäscht, wird schöner mit jedem Tag. Sol­ches Wasser, glaubt das Volk, verdirbt nicht, sondern bleibt immer frisch. wenn die Burschen nach Hause kommen, schleichen sie sich in die Kammern der noch schlafenden Kameraden. Den einen besprengen sie mit sanfter Hand, dem anderen gießen sie gleich den ganzen Krug ins Gesicht, so dass er erschrickt und die Augen weit aufreißt, nicht wissend, was ihm geschah, bis er gewahr wird, dass er überreich­lich mit Osterwasser besprengt ist. So wird mancherlei Allotria getrieben. Insbeson­dere versucht man durch allerlei Ränke, die Wasserholenden zum Reden zu bringen.

Diese Sitte stammt aus den ersten christlichen Zeiten. Damals ließen sich viele in der Osternacht taufen, und das Wasser, welches das ganze Jahr hindurch zum Taufen benutzt wurde, wurde größtenteils in dieser Nacht herbeigeschafft und ge­weiht.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2008 21:06
#14 RE: Sorben Zitat · Antworten

3. Wenn die Sorben Hochzeit feiern

Bei einer sorbischen Hochzeit geht es vielfach hoch her. Manchmal sind mehrere Hundert Gäste geladen. Aber es ist keine Kleinigkeit,
sie alle gut zu bewirten. Die meiste Arbeit hat dabei der Hochzeitsbitter (Braschka). Er ist der erfahrene wirt­schaftliche Berater,
mit dem alles besprochen wird: die Zahl der einzuladenden Gä­ste, die ganze Anordnung des Festes, wieviel zu schlachten und zu backen ist.
Den Auftakt zum Feste bilden die „Butterbüchsen“, die die Besitzer am Sonntag vorher unter Glückwünschen durch Angehörige
als Geschenk in reizend geschmückten Formen senden und die auf dem Brauttisch zur Schau gestellt wer­den. Reichlich werden die Überbringer bewirtet. Ein Tanz im Kretscham ( Dorfgasthof)beendet diese Vorfeier.
Das kirchliche Aufgebot erfolgt den Gesetzen gemäß an drei aufein­ander folgenden Sonntagen.
Zur Trauung selbst fährt das Brautpaar gesondert, je­des mit seinem Ehrengeleit. In der elegantesten Kutsche,
von den prächtigsten Pferden gezogen, die sauber geschniegelt und gestriegelt sowie mit bunten Sträuß­chen am Kopfe geschmückt sind,
geht es in die Kirche. Am Portal warten Braut und Bräutigam aufeinander zur festgesetzten Zeit.
Paarweise tritt der Brautzug in die Kirche ein, voran der Braschka, hinter ihm das Brautpaar und die Brautjungfern.
Ein malerisches Bild! Die Braut trägt die Borta, eine hohe, zuckerhutförmige Mütze von schwarzem Samt.
Nur der ehrbaren Jungfrau kommt sie zu. Die obere Kante umschließt ein Myrtenkranz.
Dicht darunter sitzt ein Reif von kleinen goldenen Mün­zen und zwölf Sternchen. Grüne und weiße Bänder aus Seide wallen vom Hinterkopf herab.
Ein paar Schnüre, oftmals alte Familienstücke, aus goldenen und silbernen Schaumünzen, zuweilen Geldstücke von hohem Alterswert,
zieren die Brust. Dar­über legt sich ein Netz prachtvoller Perlen, zugleich den Hals umschließend.
Den Busen verhüllt ein weißseidenes gesticktes Tuch. Welch hohen Wert stellt schon dieser Schmuck dar!
Ähnlich geschmückt sind die Brautjungfern, aber ohne diesen Kopfputz.
Der Bräutigam, der Hochzeitsbitter und die beiden Brautführer tragen ih­ren gewöhnlichen Sonntagsstaat.
Nach der Trauung schreiten Braut und Bräutigam nebeneinanderher zur Kutsche.
Die Fahrt nach dem Hochzeitshaus geht nicht ganz ohne „Hindernisse“ vonstatten.
Schon ehe der fahrende Hochzeitszug das Kirchdorf verlässt, muss der Bräutigam tief in die Tasche greifen,
um sich die Ausfahrt gleichsam zu erkaufen. Straffgespannte Bänder, sogar Seile versperren den Weg,
und erst durch klingende Münze wird er frei.
Das Hochzeitsmahl beginnt.
Dem Brautpaar, seinem Hofstaat und den nächsten Blutsverwandten wird ein besonderer Tisch eingeräumt.
Der Hochzeitsvater und der Braschka bewillkommen die Gäste. Nach kurzem Gebet geht es an das Mahl.
Dem sorbischen Hochzeitsgericht, Rindfleisch mit Meerrettich, wird wacker zugesprochen.
Das eigentliche Nationalgericht - Schweinefleisch mit schwarzer, aus Blut gekochter Tunke - erscheint immer seltener auf hochzeitlichen Tafeln, vielleicht nur noch in der preußischen Lausitz. Bald steht dampfender Kalbs- und Schweinebraten auf den Tisch,
dazu Kartoffeln und Rotkraut. Während des Mahles herrscht ungetrübte Fest­freude. Die Musik spielt auf.
Es ertönt so manches Lied; denn die Sorben sind san­gesfroh. Nach der Mahlzeit geht es zum Tanz.
Die jungen Burschen bemächtigen sich der schmucken Brautjungfern (Druschken), die in ihrer vielfarbigen Festtracht
einen reizenden Anblick gewähren. Nach einigen Tänzen verlässt die Braut mit ihrem Gefolge den Saal.
Nun gehen sie und die Gäste zur „Kaffeevisite“ im Orte. Denn so eine große Hochzeit ist zugleich ein Volksfest,
an dem das ganze Dorf teilnimmt. Danach huldigt man weiter dem Tanz, der auf dem Heuboden oder im Kretscham abgehalten wird.
Kurz vor 12 Uhr geht die Braut ins Hochzeitshaus zurück. Nun wird ihr die Borta abgenommen und eine kostbare Spitzenhaube aufgesetzt.
Jetzt ist sie „junge Frau“ und erscheint abermals auf dem Tanzsaal.
Nach einigen Rundtänzen wird nun auch der Bräutigam von einem der Brautführer zum Tanz aufgerufen,
von dem er bis dahin ausgeschlossen war, während die Braut soviel tanzen durfte, wie es ihr beliebte.
An ihrem Ehrentage erfreut sie sich überall einer besonderen Auf­merksamkeit.
Die Jugend huldigt den Tanz bis tief in die Nacht hinein, oft bis in die frühen Morgenstunden.
Währenddessen haben schon eine große Anzahl Hochzeiter den Heimweg angetreten,
nachdem sie dem Hochzeitsvater das übliche Geldge­schenk in die Hand gedrückt haben. Tags darauf ist die „Heimfuhre“.
Nach dem Aus­segnen aus dem hochzeitlichen Hause durch den Braschka ist alles zur Abfahrt bereit.
Wie im Triumphzug geht es der neuen Heimat zu, wo die junge Hausfrau von den Schwiegereltern aufs herzlichste empfangen wird.
Alt und jung erfreut sich abermals bei Schmaus und Tanz. Damit erreicht die sorbische Hochzeit ihr Ende,
die des Volkstümlichen und Eigenartigen genug an sich hat, ein lieber alter Brauch, der behütet und erhalten werden möchte.

(von Oberlehrer Melzer, Panschwitz 1928)

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2008 21:17
#15 RE: Sorben Zitat · Antworten

Die die sorbische Hochzeitssuppe

Traditionell wurde sie, dem Namen entsprechend, mit folgenden Hintergründen, zur Hochzeit von Braut und Bräutigam verzehrt:
(1)um zu erkunden ob die Braut einer angemessenen Hausfrau entspricht(...), sollte sie mit dem Bräutigam zuvor diese Suppe würzen;
(2)wenn das Brautpaar ihre Suppe gleichzeitig aß und gleichzeitig leer löffelte, sollte dies eine Garantie dafür sein, dass keiner den anderen überlebte;
(3)zudem sollte eine etwas mehr gesalzene Suppe für ein gesundes Kind sorgen.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

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