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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Neuigkeiten
Fundkatze Offline

Ehrenmitglied

Beiträge: 5.141
Punkte: 13.531

16.01.2008 20:29
Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

Hessen schickt 16-jährigen Schüler nach Sibirien

Roland Koch fordert im Wahlkampf härtere Strafen für jugendliche Gewalttäter. Dabei zeigt ein Fall aus Hessen, welche Maßnahmen schon jetzt möglich sind. Im Kreis Gießen schickte das Jugendamt einen 16-Jährigen nach Sibirien. Bei Minus vierzig Grad soll er seine Aggressionen in den Griff bekommen.

Ein hessisches Jugendamt hat einen gewalttätigen 16-Jährigen nach Sibirien geschickt. Der Junge aus Gießen soll unter extremen Witterungsbedingungen und durch harte körperliche Arbeit lernen, seine Aggressivität zu kontrollieren, bestätigte das Kreisjugendamt.

Der Junge sei wiederholt extrem auffällig geworden, sagte Stefan Becker, der Jugend- und Sozialdezernent des Landkreises Gießen. Unter anderem sei der 16-Jährige in der Schule, im Heim und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie durch Gewalt aufgefallen. Dabei seien mehrere erwachsene Betreuer verletzt worden. Auch seine Mutter habe er angegriffen. Das Jugendamt des Kreises habe nur noch eine Möglichkeit gesehen: den Aufenthalt in Sibirien. "Das ist für ihn die letzte Chance", sagte Becker.

Er begründete die Entscheidung für Sibirien damit, man habe nach einem "möglichst reizarmen Gebiet" gesucht. Die Umgebung dort sei weit abgeschieden von der Zivilisation, ohne Internet, Fernsehen und weitgehend ohne Telefon. Auch fließendes Wasser gebe es in der Unterkunft des Jungen nicht, der dort "in dörflicher Umgebung" lebe.

Laut Hessischem Rundfunk muss der 16-Jährige unter diesen Bedingungen für sich selber sorgen. "Wenn er es warm haben will, muss er sein Feuerholz selbst hacken", heißt es in einem Bericht des Senders. Jugenddezernent Becker bestätigte, der Teenager sei "weitgehend mit seiner täglichen Daseinsvorsorge" beschäftigt. Ein Plumpsklo habe er sich bereits gebaut. Um zur Schule zu kommen, muss er bei minus 40 Grad täglich 2,5 Kilometer zu Fuß gehen. Der Betreuer des Jungen spricht Russisch und hilft ihm, den Unterricht zu verfolgen.

Der Sibirienaufenthalt gilt nach Angaben des Jugendamtes als erlebnispädagogische Maßnahme. Prinzip der Erlebnispädagogik ist es, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, anhand bestimmter Situationen Verhaltensweisen zu lernen, die sie bisher nicht beherrschen. Das geht allerdings nur, wenn die Teilnehmer freiwillig mitmachen. Auch der Gießener Junge und seine Mutter haben dem Sibirienaufenthalt zugestimmt. "Dort muss er sich ganz auf seinen Betreuer konzentrieren", sagte Becker. "Er kann sich nicht in den Kontakt zu anderen flüchten." So lerne der Schüler, sich mit seinem Gegenüber auseinanderzusetzen und Konflikte zu lösen.

Dass Hessens Jugendämter solche Methoden anwenden, ist nicht ungewöhnlich. Im Kreis Gießen gab es in den vergangenen Jahren noch zwei vergleichbare Fälle, auch andere Jugendämter setzen gelegentlich auf Erlebnispädagogik. Der Sibirienaufenthalt soll ein Dreivierteljahr dauern, insgesamt ist die ganze Maßnahme auf zwei Jahre angelegt. Dazu gehörte bereits die Vorbereitung auf die Reise, anschließend soll der Jugendliche mit Hilfe seines Betreuers nach und nach an ein neues Leben in Deutschland herangeführt werden.

Die Kosten für den Russland-Aufenthalt liegen bei etwa einem Drittel dessen, was ein Heimplatz in Deutschland gekostet hätte. Bezahlt werden müssen demnach vor allem der Betreuer des 16-Jährigen und die Reisekosten für beide, zusammen etwa 150 Euro pro Tag. Ein Allheilmittel sei diese Methode aber nicht, betonte Becker: "Das ist eine Maßnahme, für einen Schüler, weil sie in diesem Fall angebracht ist."

Kurz vor Weihnachten reiste eine Mitarbeiterin des Jugendamtes nach Sibirien – eine abenteuerliche Tour, berichtet Becker: "Sie ist nach Moskau geflogen, dann weiter nach Omsk, dann in einem klapprigen Auto einige Stunden weiter bis ans Ziel." Immerhin habe ihre Unterkunft im Örtchen Sedelnikowo ein Badezimmer gehabt. Was sie vom Verhalten des 16-Jährigen sah, lässt Becker hoffen. Man wolle, sagt er, langfristig der Gesellschaft Schaden wie auch Kosten ersparen: "Bisher sind die Zeichen positiv."

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

16.01.2008 20:43
#2 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

Das finde ich endlich mal eine gute Idee!
Das Leben dort ist hart genug diesen Aufenthalt nicht als Belohnung zu empfinden.
Von Erlebnispädagogik halte ich nicht viel.
Ist denn eine Auslandsreise nicht auch eine Belohnung?
Bleibt ein Jugendlicher straffrei, und kommt aus einer sozial schwachen Familie,
bleibt ein Auslandsaufenthalt nur ein Traum.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

No problem Offline

Ehrenmitglied

Beiträge: 11.364
Punkte: 12.314

16.01.2008 21:16
#3 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

Taffe Entscheidung. Hoffentlich erfüllen sich die Hoffnungen der Betreuer.

NIna
Nur wer eine eigene Melodie hat, darf auf die Welt pfeifen.E.Hemingway

Fundkatze Offline

Ehrenmitglied

Beiträge: 5.141
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16.01.2008 21:26
#4 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

Diese Entscheidung finde ich auch gut und hoffe, daß dieser Bursche dann daheim nicht wieder in sein altes Muster fällt. Klar, in Sibirien geht es ein Stückweit ums Überleben, seine Kumpel sind auch weit weg, er ist wohl allein, so hat er viel Zeit zum Nachdenken und Überlegen.

Es grüßt die Fundkatze

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

16.01.2008 21:29
#5 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

Zumindest wird er lernen das man nur mit Mühe und Fleiß etwas erreichen kann.
Das könnte schon ein Umdenken bewirken.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

Trollkind ( gelöscht )
Beiträge:

16.01.2008 21:32
#6 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

supergute entscheidung.
hoffentlich bleibt dies nicht die einzige.

wer freunde ohne fehler sucht...
bleibt ohne freunde

wakeupmaus ( Gast )
Beiträge:

17.01.2008 05:50
#7 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

Na, das ist ja mal ne Maßnahme. Da wird er dann hoffentlich lernen, daß man eben für "sein tägliches Brot" auch den Hintern hoch kriegen muß und daß eben nicht das ganze Leben nur aus Fun und Action besteht. Zwar krass die Maßnahme, aber wenn es hilft und wenn zusätzlich der Gesellschaft noch weniger Kosten dadurch entstehen,dann ab damit nach Sibirien.

Tue Deinem Körper Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.
Teresa von Avila

Kräuterfee Offline

im alpinen Olymp


Beiträge: 1.894
Punkte: 2.099

17.01.2008 16:17
#8 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

Für mich selbst wäre das ein Aufenthalt, für den ich gerne auch 2 bis 3 TD€ auf den Tisch legen würde. Aber meine Urlaubswünsche sind nun auch etwas extrem.
Ich hab bei Sibirien aber etwas ganz anderes im Kopf. Und falls hier wesentlich ältere Leser unterwegs sein sollten, dann sind das Zwangslager für Kriegsgefangene, aus denen nur ein Bruchteil lebend davongekommen sind. Gut, auch die Gegener des Regiemes wurden dorhin geschickt (in einem unüberschaubaren kontinentübergreifenden künstlich zusammengefügten Reich, in dem es Menschen so vielfältigen Ursprungs gibt. Sibirien hat aus meinem Geschichtsbewusstsein als Strafmaßnahme einen etwas bitteren Beigeschmack. Das mag aber daran liegen, dass ich einige Überlebende kenne. Und, wie schlimm das wirklich war, das erfahrt ihr von diesen Menschen nicht nach 5 Minuten oder Stunden oder Tagen. Das kommt irgendwann - scheibchenweise. Mehr kann ein Außenstehender auch kaum ertragen. Ich hoffe nur, dass der Initiator, der ja auch nicht jünger ist als ich, diese Gedanken nicht im Kopf hatte. Das ist schlimmer als 10 mal auf einem Bahnsteig von irgendjemanden fast zu Tode getreten zu werden.

Brockenhexe ( gelöscht )
Beiträge:

17.01.2008 22:03
#9 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten

Hab heute in den Nachrichten gehört, daß es nur 20% Rückfälle gibt gegenüber
anderen Maßnahmen mit über 70%.
Trotzdem müßte bereits früher etwas für betroffene Familien getan werden.
Kein Mensch hat das Elternsein gelernt. Fehler in der Erziehung macht sicher jeder mal.
Größere oder kleinere. Mancher merkt es mancher nicht.
Wenn dann aber die Hilfe ausbleibt läuft alles aus dem Ruder.

Liebe Grüße
Brockenhexe (-:

No problem Offline

Ehrenmitglied

Beiträge: 11.364
Punkte: 12.314

17.01.2008 22:19
#10 RE: Strafe ab nach Sibirien Zitat · Antworten
ein Familienmitglied kennt das Straflager. Ich möchte manchmal mehr wissen, doch der Schmerz sitzt tief. Schlimme Erinnerungen und die Menschen dort haben sich miteinander verschworen, zusammen zu halten, damit es erträglicher wird.
Kennt Ihr den Gefangenen Chor der Oper von VErdi?
...Gänsehaut wenn ich daran denke.
hoffentlich gibt es niemals mehr wieder solche grausamen Zeiten und die Kinder und Kindeskinder können ihr Übriges beitragen, dass nicht mehr so Schlimmes geschieht. So Gott will. Kein Kommentar bitte auf meine dieser Bitte vorangehenden Satz. Danke

NIna
Nur wer eine eigene Melodie hat, darf auf die Welt pfeifen.E.Hemingway

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