Wer den Nächsten nicht findet, verliert sich selbst. Karl Rahner, (1904 - 1984), deutscher katholischer Theologe, führender Dogmatiker und Religionsphilosoph
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interessanter Spruch. Überlege gerade, wie genau er gemeint ist. Weil es von einem Theologen kommt, gehe ich davon aus, dass er hauptsächlich die karitative Seite des Menschen ansprechen will. Und vielleicht auch etwas moralischen Druck machen möchte. Aber vielleicht auch nicht.
Wie auch immer, ich denke er hat trotzdem Recht. Denn oft sehen wir in der Begegnung mit anderen erst, wer wir wirklich sind. Dann nämlich, wenn von den anderen Rückmeldung kommt, wenn sie Fragen stellen und uns auch mal hinterfragen und wir es zulassen. Oder wir an den anderen sehen, was wir im Leben und vom Leben möchten oder auch nicht.
Was mir in diesem Zusammenhang einfällt ist, das Menschen die psychisch krank sind oder Menschen mit einer starken Arteriosklerose, oft sehr wenig von ihren Mitmenschen wahrnehmen. Sie leben in ihrer eigenen Welt, in der sie sich auch ganz leicht verlieren oder vielleicht schon verloren haben. Ich habe mal von einem ungeplanten "Experiment" in einem Krankenhaus gehört: Es war nicht so gedacht, aber das Ergebnis hat mich sehr nachdenklich gemacht. Auf einer Intensivstation wollten zwei Pfleger ihre Kollegen erschrecken und haben sich Simsons-Masken (aus der gleichnamigen Serie) aufgesetzt. Sie sahen fast furchterregend aus. Durch einen Zufall hat das eine geistig verwirrte arteriosklerotische Patientin "gesehen", weil sie in den Raum kam. Die Pfleger bekamen schon einen Schrecken, aber die Patientin reagierte gar nicht. Sie nahm die seltsamen Masken einfach nicht wahr. Obwohl sie sie im Normalfall hätte sehen müssen. Sie faselte weiterhin von ihren Dingen, die schon den ganzen Tag aus ihr herauskamen. Diese Frau konnte ihre "Nächsten" gar nicht sehen, sie war schon in ihrer Welt "verloren". Und wahrscheinlich hatte sie sich auch selbst schon verloren. Denn sie war nicht in der Lage, weder körperlich und geistig/psychisch für sich selbst zu sorgen. Daraus folgere ich, das es ein Zeichen geistiger und seelisch/psychischer Gesundheit ist, wenn man seine Mitmenschen wahrnehmen, auf sie reagieren und sie finden kann. Ob der Religionsphilosoph es auch so gemeint hat?
Wer den Nächsten nicht findet, verliert sich selbst.
Vielleicht sollte man sich erst selbst finden, um andere erkennen zu können! Jeder ist sich selbst der Nächste! Nicht falsch verstehen! Wer unausgeglichen, oberflächlich ist, wird nie den Nächsten wirklich finden! Es wird beim harmlosen Geplänkel bleiben. LG Irene
P.S. AnnaModa...vielleicht sind kranke Menschen, die die Umwelt nicht richtig wahrnehmen können, oft glücklicher!
Beide, der Theologe und auch Irene haben recht. Wenn ich mich selbst nicht leiden mag, bin ich auch für andere verschlossen. Der Theologe kennt oder kannte dieses Problem vielleicht nicht und war daher mit seiner Aussage schon einen Schritt weiter.
Aber lasst mich mal die Sache aus einer anderen Perspektive sehen.
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst kann aber auch mir persönlich sehr zugute kommen: Es ist der einfachste Weg Gebote und Gesetze zu respektieren und zu befolgen.
Denn überlegt doch mal - wer käme schon auf die Idee, sich selbst zu betrügen, zu bestehlen, umzubringen usw. ?
Ausserdem wird diese Aussage auch von Theologen sehr gerne benutzt, ja sogar missbraucht. Selbst die Bibel sagt sogar, dass Du sehr wohl in erster Linie für Dich selbst sorgen sollst. Es gibt dazu sogar mehrere Stellen sowohl im alten, als auch im neuen Testament.
Aber leider haben sehr viele Menschen verlernt, sich um sich selbst zu sorgen. Das ist der Grund, warum es bei den Neurologen, Psychologen und Psychatern /innen immer so schwierig ist einen "schnellen" Termin zu bekommen. So traurig es ist Hans-Otto, ja es gibt viele Menschen, die sich selbst betrügen, bestehlen und, wenn sie keinen Ausweg mehr finden, sich umbringen.
Hast Recht, Ihr habt alle Recht. Wenn ich mir nicht am nächsten bin, mich mitteilen kann, wer soll es sonst tun, es kann sich ja niemand in meinen Körper hineínsetzen, damit er mir der Nächste ist. Lieber Hans, Dein Satz begleitet mich, seitdem ich ihn das erste Mal von Dir hören durfte. Damit ich mir selbst der Nächste bin, muss ich lernen, mich so anzunehmen, wie ich bin, erst dann kann ich auf andere zugehen, und den Nächsten auch wieder näher sein. Interessante Gedanken, die Ihr da aufwerft, danke. No Problem es sagte die unreife Liebe: Ich liebe Dich, weil ich Dich brauche... es sagte die reife Liebe: Ich brauche Dich, weil ich Dich liebe... (Erich Fromm)
Dem Karl Rahner beizukommen ist nicht einfach. Seine Aussage hat mich spontan angesprochen und ich hatte flüchtig den Gedanken, ihn genau verstanden zu haben. Aber diese flüchtigen Gedanken in Worte zu fassen ist mir bis jetzt nicht gelungen. Ich versuchs mal auf dieses Forum bezogen. Aus vielen Beiträgen sehe ich, wie sehr die Mitglieder auf die anderen Forumsmitglieder (Nächste) eingehen, sich mit ihnen auseinandersetzen, ihnen Mut machen und Trost spenden. Eine zutiefst zwischenmenschliche Seite. Soviel zum ersten Teil. Würden die selben Leute aber ihr Herz verschliessen, denken, was geht mich das an, was kümmert mich das Leid anderer, sollen sie doch selber schauen, wie sie zurecht kommen, sind wohl selber schuld, würde sich ihr Wesen langsam zum harten, selbstsüchtigen Egoisten wandeln, ich glaube auch, dass sie die Lebensfreude verlieren würden und andere Dinge in diese Richtung. Kurz, sie würden sich selbst verlieren, nur noch existieren.... (allerdings wären sie dann in diesem Forum nicht vertreten natürlich). Übrigens ist es manchmal einfacher, mit dem übernächsten umzugehen, als mit dem Nächsten! LG Astrid ________________________________ Ein Lächeln ist das Wesentliche!