"Würden Sie mir glauben, dass es Entwicklungsländer gibt, in denen Ärzte noch nie etwas von Heuschnupfen, Asthma oder Multipler Sklerose gehört haben?", fragt Joel Weinstock. Ein unterbeschäftigtes Immunsystem ist schuld daran, dass in den Industrienationen fast jeder Dritte mindestens eine Allergie entwickelt, glaubt er. Solche Krankheiten seien Leiden der Großstädter mit sterilen Wohnungen und hochverarbeiteten Lebensmitteln, sagt der leitende Gastroenterologe am Tufts New England Medical Center in Boston, USA. Vor allem stimulierende Infektionen mit Darmwürmern würden Westlern fehlen, erläuterte der Forscher letzte Woche auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie.
Seine Theorie hat Weinstock zunächst an Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa getestet. Die Ursache dieser schmerzhaften, von Durchfällen begleiteten Krankheiten ist immer noch rätselhaft. Die Vermutung des Mediziners: Weil dem Darm die Dauerstimulation durch Wurminfektionen fehlt, reagiert seine Schleimhaut bereits bei nichtigen Anlässen entzündlich.
Rund 150 Darmpatienten hat Weinstock mittlerweile mehrfach einen Cocktail mit je 2500 Eiern des Peitschenwurms verabreicht. Bei fast allen Patienten verbesserten sich nach der Kur die Beschwerden, die Ergebnisse hat der Forscher seit 2003 in verschiedenen Fachmagazinen veröffentlicht.
"Die Verknüpfung der beiden Umstände - wurmfreier Darm und überschießende Immunreaktion - erscheint logisch", sagt Manfred Kist, Leiter des Robert-Koch-Konsiliarlabors für gastrointestinale Infektionen. "Wir brauchen aber weitere Studien, um sicher zu sein, dass es da wirklich einen Zusammenhang gibt." Seit ein paar Tagen schlucken in Kopenhagen über 100 Pollenallergiker ebenfalls Wurmeier. Und noch im März soll an der University of Wisconsin eine Studie an Patienten mit Multipler Sklerose starten.
Entwickelt und produziert wird das Wurmeipräparat von der Firma Ovamed aus der Nähe von Hamburg. "Der Peitschenwurm kann sich nur im Schwein vermehren", sagt Detlev Goj, Geschäftsführer von Ovamed. "Für den Menschen ist er harmlos, da er nur wenige Wochen im Darm überlebt." Seit vergangenem Herbst ist das Mittel für Studienzwecke zugelassen. Nach Darmkrankheiten, Heuschnupfen und Multipler Sklerose plant Ovamed, Wurmeier auch bei Asthmatikern und an autistischen Kindern zu testen. Bis 2012 rechnet Goj mit der Zulassung für die Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen, weitere Anwendungsgebiete sollen folgen.
Ob die wissen was sie da schlucken? Mein ehemaliger Chef hat ja bei sehr hartnäckigen Geschwüren auch Fliegeneier eingesetzt. Nachdem die Maden gearbeitet hatten war das Geschwür perfekt sauber! Die Leute wußten allerdings nicht was da eingesetzt wurde. Sie klagten nur über sehr starken Juckreiz.