Seit geraumer Zeit können wir feststellen, dass Großunternehmen der freien Wirtschaft nur allzu gern nachahmen, was der Staat vormacht. Lidl und die Telekom haben mit der Kontrolle des Verhaltens ihrer Mitarbeiter jedes vertretbare Maß überschritten. Und dies scheint nur die Spitze des Eisberges zu sein, denn Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass auch der Gerling Versicherungskonzern die Telefonate und e-Mails seiner Mitarbeiter kontrolliert hat.
Ende Mai hat die FDP auf ihrem Parteitag in München als einzige demokratische Partei in Deutschland die Überwachung durch Staat und Wirtschaft als zentrales Politikfeld entdeckt. Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle sprach von einem dramatischen Abbau von Bürgerrechten, ein "schleichender Verlust von Freiheit". Die Freiheitsrechte werden, so Westerwelle, durch eine "Salamitaktik" abgebaut. Insbesondere beanstandete er die Telefonüberwachungen, die Vorratsdatenspeicherung sowie die Übermittlung von Flugpassagierdaten an die USA.
Von Befürwortern der Überwachung wird oft der verhängnisvolle Satz "Wer nichts zu verbergen hat, braucht auch nichts zu befürchten." angeführt. Dem entgegnete Westerwelle: "So reden Untertanen!" Und damit hat er Recht, denn ein solcher Satz beinhaltet vorauseilenden Gehorsam und die freiwillige Aufgabe der Privatsphäre.
Es überkommt einem das Gefühl des Grausens, wenn man bedenkt, welche Möglichkeiten bereits jetzt die vorhandene Technik der Bewegungskontrolle durch Handyortung bietet. Hier sei nur an den Holzklotzwerfer von Oldenburg erinnert, als plötzlich mehrere tausend Handynutzer im Visier der Fahnder waren. An die Zukunft mag man schon gar nicht mehr denken, wird doch heute schon über Iris-Codierung und Chip-Implantationen laut nachgedacht.
Herr Schäuble sollte hier ganz vorsichtig sein, denn ist die Einschränkung der Freiheitsrechte erst über ein bestimmtes Maß hinausgegangen, dann kann ein Zustand eintreten, aus dem es keine Rückkehr mehr gibt. Und dann hätten die internationalen Terroristen genau das erreicht, was sie wollten: Die Beseitung der freiheitlichen Werte!
Einerseits stimmt das zwar, andererseits muss man in dem Zusammenhang auch erwähnen, dass wir, also die Bürger, an dieser Misere nicht ganz unschuldig sind. Hieß es noch in den 80ern "Uns're Daten müsst ihr raten", so hinterlassen wir heutzutage nahezu überall unsere Spuren. Ob das beim Einkaufen, bei Newslettern, beim normalen Surfen oder gar schon beim durch die Stadt bummeln ist, so kann man uns doch überall verfolgen. Im folgenden sind mal einige Beispiele aufgeführt:
Einkauf: Die meisten von uns besitzen eine sogenannte PayBack-Karte. Im Grunde ist das nichts schlechtes, doch hier wird eigentlich nur eine Statistik der Einkäufe erstellt, bei der man mit genauerer Aufzeichnung sogar erkennen kann, wer was wann in welchem Umfang einkauft.
Internet: Viele von uns benützen Suchmaschinen wie beispielsweise Google, doch wissen wir auch, was genau Google macht? Das Prinzip ist klar und ich will es auch nicht weiter in Frage stellen, doch jede Suchanfrage, die wir tätigen wird aufgezeichnet. Ebenso benutzen zwar viele einen Virenscanner, allerdings nur EINEN Scanner. Ich persönlich bin dabei, mir ein Netz aus mindestens fünf Scannern aufzubauen, damit ich einen ausreichenden Schutz habe. Des weiteren hat ja jeder Rechner im Internet eine IP, die zurückverfolgt werden kann und alles. Die IP lässt sich mit einem sogenannten Proxy leicht ändern. Wer sorgen hat, dass dieser Proxy geknackt werden kann... keine Sorge, der Proxy selbst nicht. Es gibt etwas anderes, das zurückverfolgt werden kann und den Benutzer eindeutig identifiziert (MAC-Adresse), dieser Code kann allerdings nur von den Behörden ausgelesen werden und ein Programm, dies auszulesen, existiert nicht ausserhalb dieser Behörden, auch nicht unter Hackern.
Beim Bummeln durch die Stadt: Die folgende Technik existiert bisher angeblich nur in einer Beta-Phase (also probeweise), doch sind auch schon Systeme mit der Technik aufgetaucht. Die Rede ist hier vom sogenannten RFID, das bedeutet "Radio Frequency Identification", zu deutsch also "Radiowellenidentifikation". Das System benutzt kleine Chips, die beispielsweise im Ausweis versteckt werden können. Wenn wir ein Kaufhaus betreten, so sehen wir ja immer diese Warendetektoren. Doch sind vier Detektoren nebeneinander wirklich notwendig? Nein, definitiv nicht. Man kann in den meisten Fällen davon ausgehen, dass dies RFID-Detektoren sind. Man kann also sagen jedes mal wenn wir ein Kaufhaus oder dergleichen betreten, können die Behörden wissen, wo wir gerade sind. Naja... Ausserdem gibt es inzwischen genügend Kameras, die uns auf Schritt und Tritt verfolgen können. Vor einigen Jahren hat ein Hacker mal das Kamerasystem einer deutschen Stadt angezapft und einen Bekannten von ihm, der davon wusste, mit den Kameras komplett verfolgt. Er wusste immer, was sein bekannter Kauft, erledigt, wo er surft und dergleichen mehr.
Eine gesunde Paranoia schadet also nicht ;) Und wem ich jetzt mit diesen Wahrheiten Angst gemacht habe: Das ist nur der Anfang.
Danke. Cyrus.
----- Was die Menschen erregt, sind nicht die Tatsachen, sondern die Vorstellungen, die sie sich von ihnen machen.
Ich trage keine Waffen, ich bin mit Träumen bewaffnet.