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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 543 mal aufgerufen
 Tagesgeschehen und Politik
Hans-Otto Offline

Administrator


Beiträge: 7.459
Punkte: 10.212

07.01.2010 08:13
Gehts nur noch abwärts ? Zitat · Antworten

Folgenden Artikel habe ich im "Stern" gefunden.
In vielen Aussagen spiegelt er auch meine Meinung - aber was meint Ihr dazu ?

Das Jahrzehnt des verspielten Vertrauens

Wenn das ausklingende Jahrzehnt mit einem Stichwort charakterisiert werden müsste, dann wäre es wohl das: Vertrauensverlust. Doch eine Krise ist nicht nur bedrohlich. Sie birgt auch Chancen.

Am Ende nicht nur eines Jahres, sondern sogar eines Jahrzehnts wäre es doch schön, könnten wir eine halbwegs positive Bilanz ziehen. Wie vor zehn Jahren zum Beispiel.

Da war längst nicht alles rosig. Aber es überwog am Ende bei den meisten Menschen doch der Optimismus. Deutschland war wiedervereinigt, die Jahrzehnte währende militärische und ideologische Konfrontation zwischen Ost und West war Geschichte, die Welt schien, ein bisschen wenigstens, sicherer. Wirtschaftlich ging es weltweit einigermaßen bergauf, auch wenn viele Ungerechtigkeiten blieben und auf die Endlichkeit der Ressourcen selten genug Rücksicht genommen wurde.


In der Wissenschaft war das menschliche Erbgut so gut wie entschlüsselt und die noch kurz vor der Jahrtausendwende entdeckten Stammzellen ließen manchen schon von ewiger Jugend träumen und vom immer paraten Ersatzteil für jedes unserer Organe. Das Internet schob sich zumindest als Begriff auch in eher technikferne Köpfe. Mobiltelefone wurden handlicher und beinahe eine Selbstverständlichkeit.

Es waren alles in allem eher gute, hoffungsvolle Gefühle, die uns erfassten, als Sydney und dann Stunde um Stunde alle Weltstädte rund um den Globus mit gigantischem Feuerwerk das neue Jahr und Jahrtausend begrüßten.
Alle Träume zerplatzt

Zehn Jahre danach gibt es - von der Wirtschaft bis zur Wissenschaft - kaum Träume von damals, die noch zerplatzen könnten. Die Visionen einer schöneren, besseren, vielleicht sogar saubereren Welt liegen zerschlagen um uns herum wie die Scherben eines Zerrspiegels, dem wir einmal nur zu gern geglaubt haben, was wir in ihm sahen.

Was damals wie wachsende internationale Sicherheit schien, ist nach den Anschlägen vom 11. September 2001 dem mal mehr, mal minder heftig geführten internationalen "Krieg gegen den Terror" gewichen. Der macht es inzwischen sogar möglich, einem aktiven Oberkommandierenden wie US-Präsident Barack Obama den Friedensnobelpreis zu verleihen, ohne dass das auf die meisten Beobachter gar zu komisch wirkt. In den Kampf um die regionale oder gar globale Macht greifen unberechenbare und gefährliche Mitspieler wie der Iran oder Pakistan ein, von denen keiner mit Sicherheit sagen kann, wo sie nächstes Jahr, geschweige in zehn Jahren stehen werden.

Enttäuschte Versprechen gab es auch in der Wissenschaft reichlich. Am Beginn der Dekade waren wir stolz, die Sprache gelernt zu haben, "in der Gott das Leben schrieb", wie der damalige Präsident Bill Clinton im Weißen Haus sagte, als die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts gefeiert wurde. Heute wissen wir, wie wenig wir tatsächlich davon verstehen, wie Leben entsteht, wie genau es sich entwickelt, verändert und schließlich vergeht. Und Stammzellen, die zur gleichen Zeit gefeierten medizinischen Hoffnungsträger und vermeintlichen Alleskönner, sind längst noch kein Rohstoff für eine blühende "regenerative Medizin".
Das Vertrauen fehlt in der Breite

Noch schlimmer sieht es in der Wirtschaft aus. Nach dem Platzen der Internetblase zu Beginn des Jahrzehnts steht sie heute weltweit am Rande des Zusammenbruchs, hängt am Tropf staatlicher Bürgschaften, und niemand kann mit Gewissheit sagen, wie und ob wir aus diesem vor allem aus Gier und Größenwahn geborenen finanziellen Schlamassel eines Tages mit halbwegs heiler Haut herauskommen werden. Aber sagen uns nicht Politiker und Banker, es ginge schon wieder ein bisschen bergauf? Sagen sie nicht, wir hätten das Gröbste hinter uns? Ja, das sagen sie. Und wer glaubt das noch?

"Das Vertrauen fehlt in der Breite - gegenüber Banken und Finanzdienstleistern, gegenüber Unternehmern und Managern, den Politikern und dem politischen System insgesamt, den klassischen Medien und sogar gegenüber der Art und Weise, wie die soziale Marktwirtschaft aktuell umgesetzt wird - dem zentralen Identitätsanker unseres Gesellschaftsmodells."

Das ist das zentrale Ergebnis einer Befragung, die kürzlich im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt wurde und ein Bild des offenbar rapide fortschreitenden Verfalls unserer Gesellschaft zeichnet. Wenn Vertrauen der Kitt ist, der unser Gemeinwesen zusammenhält, dann leben wir geistig bereits in Ruinen. Und es war nicht erst das Beben der jüngsten Banken- und Wirtschaftskrise, das den Einsturz herbeiführte. Der Glaube, die Mächtigen könnten die Probleme lösen, die sich in einer immer komplexeren Welt zeigten, erodierte bereits in den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Viel langsamer zwar, aber doch unübersehbar. Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise war demnach nur noch so etwas wie der letzte Schubs über die Kante.

Dass die Jahrzehnte davor, die von 1960 bis 1980, aus heutiger Sicht sehr viel positiver bewertet werden, mag etwas mit der bekannten Verklärung der Vergangenheit zu tun haben. Die Beurteilung der Gegenwart jedenfalls ist eindeutig: Wenn drei Viertel das Vertrauen in Politik und Wirtschaft ohne Hoffnung auf auch nur absehbare Besserung verloren haben und 96 Prozent glauben, "dass die Menschen in Deutschland betrogen und fehlinformiert werden", dann kann das kaum noch zu negativ gedeutet werden.

Fast alle meinen, dass der Lobbyismus herrscht

Wir befinden uns in einer beinahe niederschmetternden Verfassung am Ende dieses Jahrzehnts. Und übersetzen wir den verheerenden Vertrauensverlust, den nicht nur die neue Bertelsmann-Studie diagnostiziert, dann bedeutet er vor allem das: Die sogenannten Eliten haben in zuvor kaum vorstellbarem Maße abgewirtschaftet. Das Spektrum des Versagens reicht vom Bankberater um die Ecke bis zu den Vereinten Nationen. Und herrschte über längere Zeit vielleicht noch die Hoffnung, gravierende Probleme könnten gelöst werden, wenn nur die Richtigen ans Ruder kämen, macht sich jetzt offenbar so gut wie flächendeckend eine Resignation breit, die das komplette wirtschaftliche und auch politische System erfasst. Das sehen fast alle Befragten als weitgehend und unheilbar vom Lobbyismus beherrscht.


Nur noch kurz dazu: Da wird beschissen, betrogen, verarscht.
Wir alle aber haben genug, wir haben keine Nöte - ja einige schon - wenn sie statt eines Jaguar nur noch VW fahren können...

Aber wirklich ?

Ich habe z.B. ja die Nachkriegszeit erlebt. Deutschland war zerstört. Die Städte ein einziger Schutthaufen, das Land ein einziger brachliegender Kartoffelacker. Alle hatten (fast) alles verloren. Jeder fragte sich: "wo bekomme ich morgen etwas zu essen her ?"

: Beschiss, Betrug, und vor Allem die Missachtung des Menschen zu Gusten des Profits war nicht so an der Tagesordnung wie heute.

Geht es uns zu gut ? Brauchen wir es vielleicht, dass es uns dreckig geht, um uns wieder auf wahre Werte zu besinnen ?
Heute wird Panik gemacht wegen dieser "Bankenkrise". In den Jahren zwischen 1945 und 1955 hätten wir wegen so was nicht mal geblinzelt. Da ging's um wirklich wichtige Dinge.

War es vielleicht sogar falsch, dass es uns in den letzten 50 Jahren so gut ging ? Dass jüngere Menschen sich nicht mehr Gedanken machen müssen um elemantare Dinge ? (der Strom von der Steckdose, das Geld von der Bank...also wozu noch den Arsch aufreissen, warum freundlich und höflich zu seinen Mitmenschen sein, warum sich um andere kümmern ?)

Hans-Otto

per aspera ad astra
(über rauhe Pfade zu den Sternen)


Meine Homepage "erLeben"

Icy_69 Offline

Edelweiss


Beiträge: 997
Punkte: 997

07.01.2010 19:21
#2 RE: Gehts nur noch abwärts ? Zitat · Antworten

Ja das liebe Vertrauen!

Ich merk das ja hier im kleinen Kreis immer wieder.
Wie einige wissen, arbeite ich im Hüttendorf bei uns am Berg und da wurde ich rasch eines Besseren belehrt. Du wirst da oben beschissen und belogen und das meistens von den Leuten die vorher noch freundlich und nett und vielleicht sogar noch mit Dir ein Glaserl getrunken haben.
Oder von Doktoren und sonstigen "Besseren Wesen".

Da fängt es schon bei Kleinigkeiten an und die lügen Dir da noch knallhart ins Gesicht. Und da frag ich mich dann, woher sollen es denn die Kinder besser wissen wenn es ihnen täglich vorgelebt wird.

Und man merkt sehr stark fair play gibt es ganz selten, jeder ist nur auf seinen Vorteil bedacht.

Ich möcht jetzt nicht sagen, dass das auf alle zutrifft, aber es sind jede Woche mind. 3-4 Hütten dabei, die Dir beweisen, dass es nicht gut ist, an das Gute im Menschen zu glauben.

Und wenn das im kleinen schon so ist, dann dividier das mal um auf den Rest der Welt!

lg Sabine
Tatsachen hören nicht auf zu bestehen, nur weil sie ignoriert werden.

(Aldous Huxley)

No problem Offline

Ehrenmitglied

Beiträge: 11.364
Punkte: 12.314

07.01.2010 19:36
#3 RE: Gehts nur noch abwärts ? Zitat · Antworten

Zitat
warum freundlich und höflich zu seinen Mitmenschen sein, warum sich um andere kümmern ?)


Weil es nichts besseres gibt, im Umgang miteinander, denn wenn alle nur auf sich bedacht sind, fällt alles den Bach runter.
Übrigens reicht es nicht, immer von den "Besseren" Meckerern alles zu schlucken. SICH WEHREN heißt die Devise, das merke ich täglich immer wieder.
Schade, dass es leider von den kompetenten, emotional intelligenten und sonstig intelligenten sowenige nur noch gibt.
Sie haben, der Rest, meine ich, sich leider von den schlechten Eigenschaftn zulange anstecken und vergiften lassen.
Bleibt nur, wer schon menschlich handelt, diese guten Eigenschaften an den Nächsten weiterzureichen, damit sich peu à peu hoffentlich doch wieder etwas zuurück zum Guten wenden kann.
Und die Hoffnung nicht aufgeben.

GLG
NIna
Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deine Träume

Blueyes Offline

im alpinen Olymp


Beiträge: 1.594
Punkte: 1.797

10.01.2010 20:34
#4 RE: Gehts nur noch abwärts ? Zitat · Antworten

Liebe Icy.

Leider sind wir Menschen im tiefsten Herzen nicht gut.
Das Böse in uns überwiegt doch sehr oft.

Je mehr wir in einer Gesellschaft leben, wo Gott an den Rand gedrängt wird
und kein Platz mehr für ihn da ist in unseren Leben, wird auch unser
Herz mehr und mehr erkalten.

Was interessiert uns der Nachbar von nebenan, man nimmt sich was man kriegen kann.
Man lügt, betrügt hintergeht den anderen. Keine gut Zeit, will ich meinen.

Doch was können wir dagegen tun?
Nicht so sein, wäre meine Antwort. Doch schaffen wir das wirklich immer
und in jeder Situation, auch im Kleinen?

Gut, ein jeder kann sich immer für oder gegen entscheiden, mag sein.
Doch ich glaube einfach nicht, dass wir dies alles ohne Hilfe
und ganz alleine auf die Reihe bekommen. Den Versuchungen, können wir manchmal
nur schwer widerstehen.

Gruss Blueyes

Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht.

Blueyes Offline

im alpinen Olymp


Beiträge: 1.594
Punkte: 1.797

10.01.2010 20:40
#5 RE: Gehts nur noch abwärts ? Zitat · Antworten

Zitat
Bleibt nur, wer schon menschlich handelt, diese guten Eigenschaften an den Nächsten weiterzureichen, damit sich peu à peu hoffentlich doch wieder etwas zurück zum Guten wenden kann.
Und die Hoffnung nicht aufgeben.



In dieser Zeit in der wir jetzt leben dürfte dieser Wunsch
ganz schön schwierig sein.

Gruss Blueyes

Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht.

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