Aus der letzten ttt- Sendung voriger Woche (ca. 10.-17.Feb 2010) kam ein französischer Autor, der seine mißbrauchserfahrungen via Comic niedergeschrieben und gezeichnet hat. Lesenswert und dennoch kein Freibrief für die "Verursacher" - nicht so viele Menschen auf dieser Welt können ihre Erlebnisse so verarbeiten, wie dieser Mensch aus Frankreich - mir ist leider der Name entfallen, aber im Buchhandel hab ich den Comic, mittlerweile in dt. Sprache erschienen, schon entdeckt. Da vergeht einem alles.
GLG NIna Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deine Träume
Irgendwie habe ich das Gefühl, mir wird unterschwellig untestellt, ich hätte zu diesem Thema geschrieben, um Stimmung gegen Glauben zu machen. Vielleicht in aller Deutlichkeit: Mir ist es absolut wurscht, wer an was glaubt, so lange er mir nicht seine Ansichten aufdrücken will. Mir liegt das Thema extrem am Herzen, weil ich durch meine Arbeit sehr oft mit den Folgen von Missbrauch ( egal in welcher Form) zu tun habe. Die Betroffenen sind in diesem Fall zwei Mal missbraucht worden- sexuell und in ihrem Glauben. Das ist meine unverrückbare Meinung.
Zitat von hexenfreundinDie Betroffenen sind in diesem Fall zwei Mal missbraucht worden- sexuell und in ihrem Glauben. Das ist meine unverrückbare Meinung.
Das akzeptiere ich voll. Aber ich schliesse jede Form von Glauben in diesem Thema aus und ersetze es durch MACHTmissbrauch. Für ein Opfer ist es in absolut jedem Fall der Horror, egal ober der Peiniger oder die Peinigerin einem bestimmten Glauben angehört, Lehrer, Jugendführer, Grossvater, Vater, Bruder, Nachbar oder ein unbekanntes Monster ist. Sich wehren ist unglaublich schwierig, um nicht zu sagen fast nicht möglich. Gut, dass die Opfer sich nach Jahren noch getrauen was zu sagen....
Herzlich, Euer Granatapfel Die Zeit ist ewig auf der Flucht vor dem Stillstand
Zitat Irgendwie habe ich das Gefühl, mir wird unterschwellig untestellt, ich hätte zu diesem Thema geschrieben, um Stimmung gegen Glauben zu machen.
Nein, liebe Heidi, da hast vermutlich etwas nicht so richtig interpretiert.
Dir persönlich will das garantiert niemand hier unterstellen, und ich schon gar nicht.
Aber ich unterstelle das doch jemandem: Den Medien.
Wie die sich da genussvoll und voller Elan auf dieses Thema stürzen, allen voran unser Proll-Bildungs-Organ "Bild" zeigt das doch allzu überdeutlich.
Hans-Otto
in diesem Zusammenhang habe ich übrigens heute einen Artikel im "Stern" gelesen:
Ein Kinderarzt im US-Bundesstaat Delaware soll 103 seiner Patienten missbraucht und teils vergewaltigt haben. Ein Gericht im Landkreis Sussex hat den 56-Jährigen am Montag in 471 Fällen angeklagt. Das jüngste Opfer des mutmaßlichen Täters sei drei Monate, das älteste 13 Jahre alt gewesen, erklärte der zuständige Staatsanwalt Beau Biden. Unter den Opfern sei auch ein Junge gewesen. Earl B. habe einen Teil seiner schockierenden Taten auf einem 13-stündigen Videofilm festgehalten.
US-Bundesstaat Delaware soll 103 seiner Patienten missbraucht und teils vergewaltigt haben. Ein Gericht im Landkreis Sussex hat den 56-Jährigen am Montag in 471 Fällen angeklagt. Das jüngste Opfer des mutmaßlichen Täters sei drei Monate, das älteste 13 Jahre alt gewesen, erklärte der zuständige Staatsanwalt Beau Biden. Unter den Opfern sei auch ein Junge gewesen. Earl B. habe einen Teil seiner schockierenden Taten auf einem 13-stündigen Videofilm festgehalten.
Der Arzt war bereits im Dezember festgenommen worden, nachdem Fahnder monatelang gegen ihn ermittelt hatten. Eine Zweijährige hatte die Polizei auf seine Fährte geführt. Das Mädchen hatte sich bei ihrer Mutter darüber beklagt, dass B. ihr weh getan habe, nachdem er sie in einen Behandlungsraum in den Keller mitgenommen hatte. Mehrere Eltern aber auch Kollegen hatten sich zudem häufiger über das Verhalten des Arztes gewundert. Die Fahnder entdeckten daraufhin zahlreiche Beweise auf seinem Videomaterial sowie auf seinem Computer. Sie reichen bis ins Jahr 1998 zurück.
Staatsanwalt Biden sprach von Taten, die "einzigartig in der Geschichte von Delaware" seien. "Sie wurden verübt gegen diejenigen, die keine Stimme haben", sagte er und versprach der schockierten Gemeinde die vollständige Aufklärung der Fälle. B. war bereits im Dezember die Berufsausübung untersagt worden.
Stürzen sich jetzt auch alle Medien da drauf und behaupten, alle Kinderärzte hätten diese sexuelle Ausrichtung ? Werden jetzt auch alle Kinderärzte als scheinheilige, sexuelle Bestien dargestellt ?
Nein - und das ist auch gut so, denn diese Behauptung wäre idiotisch. Aber sobald es um Kirchenleute geht, ist anscheinend alles möglich und vorstellbar.
per aspera ad astra (über rauhe Pfade zu den Sternen)
Zitat von kaefer Es wird doch auch akzeptiert wenn jemand seine Phantasien oder Machtgelüste oder was auch immer bei "gewissen Damen oder Herren in bestimmten Häusern " " auslebt , das wird diskret verschwiegen . man mich falsch versteht , ich finde das Ganze einfach nur widerlich und jeder Kinderschänden wird verurteilt und da ist eigentlich egal warum und aus welchen Grund und egal wo er Sie herkommen
Also, ich glaube, das kann man nicht miteinander vergleichen. In dem einen Fall, machen es die "gewissen Damen und Herren" beruflich und ohne Zwang und verdienen Geld damit - und im anderen Fall werden Kinder gegen ihren Willen mißbraucht.
Ich kenne auch einen Menschen, der von seinem Kinderarzt ... schon lange her... Was ich nicht begreife und es auch nicht werde, wieso dies: die Eltern in US-Staat haben die Kids mit dem Arzt allein gelassen - das würde hier nicht so gehen - Eltern sind bei den kinderärztlichen Untersuchungen stets dabei Zum Die sind dem "Kerl" noch zusätzlich auf die Schliche gekommen, weil er Videoaufzeichnungen gemacht hat - wie pervers ist das denn????? Übrigens stand es nicht nur im Stern, auch die Fachärztezeitungen haben den Artikel gedruckt. Verkehrte Welt
GLG NIna Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deine Träume
Nun wurde auch bekannt, dass es in der bekannten Odenwaldschule ebenfalls über Jahre hinweg zu sexuellem Missbrauch und körperlicher/ psychischer Misshandlung gekommen ist. Dass dies jetzt an die Öffentlichkeit kommt, dafür haben sicher auch die Veröffentlichungen in Bezug auf die katholische Kirche gesorgt- dank der Medien. Ich bin nur froh, dass immmer mehr Opfer von Gewalt sich trauen, über das Geschehene zu reden und damit die Chance erhalten, ihr Trauma verarbeiten zu können. Vielleicht trägt die öffentliche Debatte in den letzten Wochen dazu bei, dass sich Täter aller Coleur nicht mehr so sicher sind.
Welscher Coleur Täter auch immer sind - sie sind meistens im engsten Umfeld des Kindes zu finden. Was aus meiner Sicht sehr wichtig ist - die Verjährungszeit muß dem des Mordes angepasst werden. Die meisten mißbrauchten Menschen trauen sich, wenn überhaupt erst sehr, sehr spät überhaupt den Mund aufzumachen. Da vergehen schon oft einige Jahrzehnte. Und, wenn dann noch das Stigma der Lebensunfähigkeit der Opfer endlich durchbrochen wird, dann machen wohl noch eine siebenstllige Zahl von Opfern den Mund auf. Ich hab oft genug gehört, dass junge Männer (auch welche, die von ihrer Bildung mehr wissn sollten) sich gegen eine Partnerschaft mit einer Frau mit Mißbrauchsvergangenheit geäußert haben. Na, wer wird denn da am Beginn seines Lebens wohl den Mund aufmachen und sagen, was passiert ist. Ider Beratungsstellen, in denen Frau erfährt, dass weder Vater noch Partner mit so einer Information leben können. Klar, Frau ist lieb und schweigt schön weiter. Wer würde sich denn den Weg in eine Zukunft mit einer liebenden Familie verbauen. Ja, und entschuldigung, schon wieder, auch die Kirche hat sich da in den letzten Jahrzehnten nicht mit Ruhm bekleckert. Wenn Frau erfährt, dass ihr sündiger Körper dran schuld ist, und das sie eben unrein ist, weil sie eine Frau ist... Zu dem ganzen Thema fehlt es absolut und immer noch an Aufklärung - und ein Mann kann mich als Frau ganz bestimmt nicht aufklären. Schon mal überhaupt keiner, der nicht Willens oder in der Lage ist, ein ganz normales Zusammenleben mit einer Frau zu führen. Hineindenken oder -fühlen, das kann so ein Mann nicht. Und schon alleine deshalb ist ein Mann, der sich von jedem weiblichen Leben fernhält auch kein Berater für eine Frau. Mir spricht ja auch jeder jegliche Kompetenz in Bezug auf Kinder ab, weil ich keine habe. Akzeptiere ich auch so.
Danke, liebe Kräuterfee, du hast mir aus der Seele gesprochen. Auch wenn manche denken, dass über dieses Thema schon viel geredet wurde, es ist immer noch nicht genug. Ist das Tabu für die Opfer gebrochen und hört ihnen endlich jemand zu, dann wäre ein wichtiger Meilenstein im Umgang mit Missbrauch aller Art erreicht.
Jeder oder jede hat wohl seine ureigenen Gründe, warum er oder sie sich mit diesem Thema mehr oder weniger intensiv auseinandersetzt. Dieses komplexe Thema ist nicht gerade einfach zu verdauen. Vor etwa 12, 13 Jahren entdeckte ich in einer Buchhandlung ein Buch von Lew, Mike: "Als Junge mißbraucht". Natürlich habe ich es gekauft und gelesen und habe eine Menge dabei gelernt, habe gestaunt und es hat einen langen Nachdenkprozess eingeleitet. Heute weiss ich, dass Unwissenheit bei Lehrern, Aerzten, Eltern, Jugendleadern, Priestern, Chefs - ja auf breiter Basis bedenklich verbreitet ist und nicht gerade ermutigend ist,als Opfer über Missbrauch zu reden. Und oft wird verdrängt, was nicht sein darf, gerade von Seiten jener Leute, die doch helfend einsprigen sollten. Es ist leider wahr, dass viele dieser Verbrechen im nächsten Umkreis der Opfer, oder wie Mike Lew sie nennt: Überlebende - zu suchen sind. Wie hoch mag die Dunkelziffer sein, wenn die bekannten Fälle schon so bedenkliche Ausmasse angenommen haben. Einerseits hat es was Gutes, wenn offen darüber geredet wird, wegen der Möglichkeit, aus der seelischen Hölle herauszufinden, wegen Abbau der Tabus, wegen der Verurteilung der Täter, was sehr wichtig ist, wegen der Pflicht, in Zukunft besser mit solchen Tätern umzugehen (sie an einen andern Ort zu schicken kann es ja wohl nicht sein, wo bleibt da der Verstand). Vielleicht können einige Dinge geregelt werden - vielleicht ist man einen Schritt weiter. Aber glauben, dass das nie mehr vorkommt....... so blauäugig kann niemand sein. Ich sehe diese Taten als Triebtaten an, und wie will man sie verhindern. Auch die Todesstrafe in manchen Ländern konnte es nicht verhindern, dass weiter gemordet wird. Sicher wird man hellhöriger werden, aber wie lange? Und wer wird die Väter, Grossväter, Onkel, Brüder etc an den Pranger stellen, wenn die Familienehre und das Familieneinkommen damit gefährdet sind. Mutige Opfer sind schon aus der Familie ausgeschlossen worden, weil sie den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt haben. Man muss aber auch sehen, dass schon unschuldige Väter ins Gefängnis gewandert sind, weil eine rachsüchtige Ex-Frau mit der Anschuldigung von sexuellem Missbrauch (an den Kindern)seine Existenz ruiniert haben. Ich plädiere also auch dafür, dass in jedem Fall die Unschuldsvermutung zu gelten hat, bis die Untersuchung zu einem Ergebnis gekommen ist. Was das Thema, ich zitiere: "....Tabu für die Opfer gebrochen und hört ihnen endlich jemand zu, dann wäre ein wichtiger Meilenstein im Umgang mit Missbrauch aller Art erreicht...." anbelangt, so ist das wohl leichter gesagt als getan. Schamgefühle und sogar Schuldgefühle können die Kehle zuschnüren, sodass es wirklich Jahre und Jahrzehnte dauern kann, bis sich der Knoten löst. Wenn man dann überlegt, dass Partner, Kinder, Freunde vielleicht nicht einmal ahnen, was für eine tickende Zeitbombe da in ihrer Mitte lebt..... Also jedenfalls deprimiert mich die gegenwärtige Situation zutiefst, gerade wenn man auch die übrigen Zeitprobleme mitrechnet, da kann einem fast schlecht werden. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Herzlich, Euer Granatapfel Die Zeit ist ewig auf der Flucht vor dem Stillstand
Auch ich glaube nicht, dass man solche Taten generell verhindern kann, aber Aufklärung und Hinweise (ohne den Teufel an die Wand zu malen)können zum Augenaufmachen anregen.Ich habe schon erlebt, dass es vermeintliche Opfer geschafft haben, den Ruf anderer zu zerstören. Gibt uns das das Recht, allen Opfern zu misstrauen? NEIN Übereifer schadet, aber Wegschauen und Ignorieren auch.
Ich hatte meine Sitzungen nach dieser Tat - Jahrzehnte später. Nur mal um sehen, wie lange Mensch braucht, sich überhaupt an sein "Innerstes" wieder zu wagen. Gut, ich hab paraleles Leben dazu ganz normal gelebt (weil ich ein gutes Elternhaus hatte). Aber, um wirklich die "Keule" des Gesetzes rauszuholen, braucht es mehr als 10 Jahre. Und, ich fände es schade um jedes Kind, dass diese "Keule" nicht nehmen darf, sondern sich sogar strafba macht, nur weil die Verjährung greift, wenn dieses Menschenkind sagt, was ihm angetan wurde. Nicht jedes Menschenkind ist mit 18 dazu in der Lage vor einen Richter zu treten, um zu schildern, was ihm mit 8 Jahren geschehen ist. Nein, unter den Umständen ist dieser Mensch mit 18 normalerweise nicht dazu in der Lage. Nur, um mal die 10 Jahre der Verjährung gefühlt offenzulegen. Ich hatte eingebettet in meiner Gesellschaft, in der ich aufgewachsen bin (ohne das vorher zu wissen) die Möglichkeit, das offen auszusprechen. Oh ja, ich hab Entsetzen geerntet. Und, ich stehe auch heute noch zwischen zwei Lagern - ich werde es überleben dank meiner lieben Oma.